Lukas Nelson & Promise Of The Real – Naked Garden

Lukas Nelson & Promise Of The Real
(c) Joey Martinez

Kreativität ist keine Sache, die sich einfach so ein- und ausschalten lässt. Für Lukas Nelson & Promise Of The Real war „Turn Off The News (Build A Garden)“ nicht nur ein erfolgreiches Album, sondern zugleich Symbol einer kreativen Zeit. Unwahrscheinlich viele Songs und Versionen einzelner Tracks entstanden zwischen zwei Studios, oft zunächst gemeinsam im Grünen erarbeitet, bevor man sich an die Aufnahme machte. „Naked Garden“ ist der Epilog dieser Platte mit gleich 15 Tracks aus diesen Sessions, die nun digital erscheinen.

Manche Exkurse wirken bereits vertraut, sie liegen in alternativen, akustischen oder verlängerten Versionen vor. „Civilized Hell“ gibt es gleich doppelt, und das ist auch gut so. Die Alternate Version wirkt eine Spur schroffer und rockiger, während Nelsons Gesang vergleichsweise frontal über das Arrangement flattert. Eine kräftige Portion mehr Druck und Dreck, begleitet von ruppigen Soli, bekommt dem Track gut. Die akustische Ausgabe legt hingegen seine nackte Schönheit auf wundersame Weise frei. „Where Does Love Go“ klingt nun ein wenig beseelter als zuletzt, während „Bad Case“ das Country-Flair nach oben jagt.

Es gibt aber auch einiges an Material zu hören, das aus diversen Gründen nicht auf dem eigentlichen Album gelandet ist. Dazu zählt das groovende „Move In My Mind“, durchaus poppig und doch mit klassischen Roots-Elementen ausgestattet, oder das treibende „Couldn’t Break Your Heart“, dessen Uptempo-Nachdenklichkeit (ja, das gibt es tatsächlich) unter die Haut geht. Wenn schließlich dicke Gitarren einsetzen, ist alles eitel. Ein weiteres Highlight ist der ellenlange Opener. „Entirely Different Stars“, erklärter Fan-Favorit, klingt nach großem Blues-Rock, nach E-Street-Band, nach Stadion und Jazz-Club zugleich – vielleicht einer der stärksten Promise Of The Real-Songs überhaupt.

Das Geschwisteralbum von „Turn Off The News (Build A Garden)“ ist tatsächlich das – kurzweiliger Anküpfungspunkt, konzeptionelle Vertiefung und logische Fortsetzung zugleich. Mächtige Rock-Momente, noch mehr Blues, viel Gefühl und spontan wirkende Studio-Momente inklusive Original-Ansagen begleiten das packende „Naked Garden“. Der Epilog steht dem Original in nichts nach und illustriert einmal mehr, dass Lukas Nelson & Promise Of The Real aktuell auf einer wahren Kreativwolke sieben schweben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.03.2020
Erhältlich über: Fantasy Records

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