gglum – The Garden Dream
Die erst 21jährige Singer/Songwriterin Ella Smoker wird mit ihrem ersten Album vorstellig. Bereits 2020 hatte die Londonerin unter ihrem Künstlernamen gglum einen kleinen viralen Pandemie-Hit, später sollten zwei EPs folgen. Nun darf es also eine komplette Platte sein, die nicht als Konzeptwerk gedacht war, durch Fiebertraum-artige Erzählungen allerdings zwischen starken Erinnerungen und unterdrückten Vorstellungen wandert. „The Garden Dream“ entpuppt sich als Balanceakt auf dem schmalen Grat zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, gekleidet in verträumte bis treibende Bedroom-Chic-Arrangements.
Ein Song wie „SPLAT!“ schafft es, die lautmalerische Energie seines Titels in das Arrangement zu holen – knackig, frontal, etwas schräg und doch harmonisch. Gewisse Garage-Punk-Synergien kommen bei gglum immer wieder durch, ebenso feinsinniger Gesang. Zwischen schroffen Gitarren und weichen Vocals entsteht ein spannender Kontrast, den unter anderem „He Laid His 97’s Neatly By The Door“ wieder aufgreift, von zusätzlicher Elektronik untermauert. Die hibbelige Präsentation, von wiederholten kleinen Einschnitten und geradezu beiläufig servierten Strophen begleitet, verwirrt und macht Laune.
Überhaupt ist dieses Album voller ungewöhnlicher und doch so bezaubernder Ideen. „Do You See Me Different?“ mit Kamal. bemüht frühlingshaften Dream-Pop, der bevorzugt über den Dingen steht und schwebt. Mit einer zweiten Gaststimme entsteht reduzierte und doch so eindringliche Magie. „With You“ spendet ähnlichen Ideen mehr Distortion und Lautstärke, greift die eine oder andere Druckwelle auf, bemüht energisches Aufbranden und wählt deutliche Worte. Hingegen setzt „Easy Fun“ auf sperrigen Rhythmus, auf viel Bass und wagt einen Deep Dive in das eigene Unterbewusstsein. Ist das noch Spaß oder mischt hier Schmerz mit? Die forschen Pop-Sensibilitäten von „Eating Rust“ machen ebenso einen Bogen um eine etwaige Antwort.
Die verträumte bis nervöse Präsentation dieses Erstlings fängt das Wechselspiel von bewussten Gedanken und unbewusstem Störfeuer gekonnt ein. „The Garden Dream“ weist eine verwaschene Art der Wahrnehmung auf, in Watte gekleidet und durchaus unwirklich, im nächsten Moment jedoch sehr konkret und deutlich. Forsche Tracks mit Garagen-Attitüde treffen auf elektronische Experimente sowie auf feinsinnigen Traum-Pop mit Jangle- und Bedroom-Untertönen, gerne deutlich an etwaigen Arrangement-Konventionen vorbei und gerade deswegen so stark. gglum langt auch im Albumformat beherzt und mitreißend zu.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 29.03.2024
Erhältlich über: Secretly Canadian (Cargo Records)
Website: www.gglum.com
Facebook: www.facebook.com/thisgglum