Maserati – Enter The Mirror

Maserati
(c) Arbe

Maserati werden 20 – das kann man durchaus abgefahren finden. Furchtbare Wortspiele mal beiseite geschoben, darf man sich nach mehrjähriger Stille wieder über neue Musik dieser etwas anderen Post-Rock-Band freuen. Das Quartett aus Athens im US-Bundesstaat Georgia verwendet entfremdete Vocals, spacige Effekte und kräftigen Synth-Einschlag mit gelegentlichen technoiden Untertönen und kräftigen 80s-Referenzen. „Enter The Mirror“ wirft all das in einen Topf und tanzt drauf.

Die erste Single „Wallwalker“ beschließt die Platte – ein ungewöhnlicher, letztlich aber passender Ansatz. Hier laufen nicht nur alle Fäden zusammen, in diesen knapp acht Minuten wird es zudem so rockig und gitarrenlastig wie nur selten. Instrumentale Sehnsucht, dezent aufkeimende Synthie-Leidenschaft und ein überlebensgroßes, an !!! erinnerndes Finale reißen von den Sitzen. Auch „Killing Time“ gibt sich zunächst die Kante, nur um die Vocals durch den Vocoder zu jagen. Dieses auf Albumlänge wohlweislich wiederkehren Phänomen, von beinahe punkigen Uptempo-Attacken begleitet, wütet mit wachsender Begeisterung in der 80s-Revivalism-Disco.

Wie sich Maserati mehr und mehr in diesen eigentümlichen Mix eingrooven, unterhält. „Der Honig“ ist vielleicht nicht ganz so süß wie sein Titel, zwischen noisiger Intensität und elektronischen Flötentönen allerdings überaus bekömmlich geworden. Schließlich bringt „A Warning In The Dark“ den Synth-Rock-Ansatz auf den Punkt. Gewisse Post-Rock-Strukturen bleiben zwar erkennbar, in Verbindung mit der deutlichen Dancefloor-Ausrichtung und erneuten Vocoder-Flächen fühlt man sich bei einer der kultigen GTA-Radiostationen angekommen.

Jeder dieser sieben Tracks hat seine Qualitäten, vom Synthie-Intro bis zum Noise-Loop. „Enter The Mirror“ wirkt stellenweise wie ein Streifzug durch die Karriere Maseratis, von den vergleichsweise traditionellen Anfängen bis zur 80s-Gegenwart mit Loops und psychedelischem Pop-Appeal. Jeder Track ist für sich kurzweilig und in sämtlichen Schleifen ein aufwühlendes, schon mal tanzbares Happening – auf mindestens zwanzig weitere Maserati-Jahre.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.04.2020
Erhältlich über: Temporary Residence (Cargo Records)

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