The Bad Ends – The Power And The Glory

The Bad Ends
(c) Jason Thrasher

Vor 25 Jahren verließ Bill Berry R.E.M. nach schweren gesundheitlichen Problem. Der Schlagzeuger spielte einzelne Gigs hier und da, befand sich jedoch nach eigenen Angaben im Ruhestand. Bis er zufällig Mike Mantione von Five Eight traf. Irgendwie fand man sich in einem Jam-Zimmer wieder, und nach einer überaus fruchtbaren Session merkte Berry, dass er plötzlich wieder Teil einer Band geworden war. Diese nennt sich The Bad Ends, stammt aus Athens im US-Bundesstaat Georgia (wo neben R.E.M. und Five Eight auch so legendäre Formationen wie B-52’s und Neutral Milk Hotel zuhause sind), und bedient sich auf dem Einstand „The Power And The Glory“ den Vorzügen des Great American Songbook.

Das eröffnende „Mile Marker 29“ versprüht wundervolle Aufbruchstimmung. Eine kurze, fieberhafte Drum-Salve von Berry leitet das Ding ein, dann rockt der Song los – bestimmt, klassisch, leicht schief. Dazu passt Mantiones Gesang, dem ebenfalls etwas Eigenwilliges anhaftet, was jedoch prima zu dieser energiegeladenen Mini-Hymne passt. „All Your Friends Are Dying“ entpuppt sich im direkten Anschluss als kleiner Ohrwurm mit unwiderstehlichen Widerhäkchen, clever arrangiert und richtig schön stimmig. Gerade die Lead-Gitarre sorgt für beste Laune, kurze instrumentale Zwischenspiele werten den ohnehin guten Track weiter auf.

Tatsächlich ist das nur eine von viele Seiten von The Bad Ends, die sich ebenso auf ruhige Momente, auf Americana und Country-Andeutungen verstehen. Ihr ruhiges „Little Black Cloud“ erweist sich als schlichtes, aufwühlendes Stück Musik. Hier lässt sich das Quintett voll und ganz auf lässige, rein traditionelle Instrumentierung ein. Das reduzierte „New York Murder-Suicide“ besteht fast nur aus Gitarre und Vocals, das mit Hall belegte Pfeifen mutet gar jenseitig an. „Thanksgiving 1915“ wirkt wie der Übergang zwischen beiden Welten und findet immer wieder zur schnittigen, fieberhaften Gitarre. Ähnliches gilt für „The Ballad Of Satan’s Bride“, dessen mörderischer Blues-Einschlag den Schweiß von der Decke tropfen lässt, das gewiss zu den Highlights dieser Platte zählt.

Und dann ist diese sympathische Platte auch schon wieder vorbei. Im Prinzip serviert „The Power And The Glory“ exakt das, was man sich angesichts der beteiligten Musiker erwarten konnte. Spuren der bekannten anderen Bands sind vorhanden, die Athens-Essenz lässt sich nicht von der Hand weisen. Zudem lieben The Bad Ends das Spiel mit traditionellen Klängen, mit Americana-Flair, und treiben diesen vermehrt zu den Alternative-Rock-Wurzeln. Als kleines Sahnehäubchen bereitet es Freude, Bill Berry wieder in bestechender Form zu hören – ein charmanter Erstling von vorne bis hinten.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.01.2023
Erhältlich über: New West Records (Bertus)

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