Petra und der Wolf – Surface!

Petra und der Wolf
(c) Hannah Mayr

Vor geraumer Zeit waren Petra und der Wolf als Trio unterwegs. Ihr Debütalbum hieß „Chlorine“ und bestach mit eigentümlichem Sound – Alternative Rock, Grunge-Riffs, ein wenig Prog und Singer/Songwriter zum Drüberstreuen. Mittlerweile machen Petra Schrenzer (Gitarre, Gesang) und Aurora Hackl Timón (Schlagzeug, Saxofon) zu zweit weiter, ihr Sound ist noch eine Spur knackiger und doch verschrobener geworden. Knapp sechs Jahre nach dem Einstand tauchen sie wieder auf – „Surface!“ nennen sie das und bringen gar Spannendes aufs Tableau.

„Stories On Sale“ bringt die kurzweilige Eigenwilligkeit auf den Punkt. Schrenzers fordernder Gesang nimmt den Raum ein, wird zum Mittelpunkt und verlängt volle – verdiente – Aufmerksamkeit. Rundherum kreisen ein paar Grunge-Gitarren, Blackmail-Rock sowie ein Saxofon, das selbst Ihsahn gut zu Gesicht stünde. Letztere Einschübe bringen einen Hauch von Jazz ein und lässt die ohnehin bereits anspruchsvollen Songs noch ein Stück komplexer erscheinen. Es geht aber auch furztrocken und ausladend. „Where I Start Is Where I End“ wirkt herrlich abgehangen und doch unbequem, drückt in Richtung Wüste, nur um dabei wüst zu bleiben.

Seltene wuchtige Einschübe, darunter das laute, erfrischend unorthodoxe „Massive“ (nomen est omen), treffen auf entspannte Exkurse der unruhigen Art. Klar, das klingt wie ein Widerspruch in sich, doch gerade jene Widersprüche machen den Sound von Petra und der Wolf so spannend. Wie „Machine Made“ langsam, aber sicher dem Abgrund entgegentänzelt, nur um endlos zu fallen, wie „The Greatest“ bedrohliche Riffs aus eingängigen Momenten löst, wie „The Wheel“ so etwas wie Punk für sich entdeckt – packend.

Ob noch jemand so klingt wie Petra und der Wolf? Derber Grunge, bärbeißiger Noise, experimenteller Alternative Rock, tanzbarer Jazz und eine Prise Indie Pop kollidieren wiederholt miteinander. Das muss man freilich mögen, denn die Kombination aus stellenweise recht finster wirkenden Arrangements und leidenschaftlichen Lyrics verwundert anfangs zumindest, bis die einzelnen Puzzleteile zueinanderfinden. Unterm Strich ergibt dies eine kuriose, aber unwahrscheinlich mitreißende Platte mit gewaltigem Suchtfaktor und greifbarem Herzblut. „Surface!“, aber bitte bis ganz nach oben und dort verdientermaßen bleiben.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 20.03.2020
Erhältlich über: Siluh Records (Cargo Records)

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