Ronnie James Dio – Rainbow In The Dark: Die Autobiografie

Ronnie James Dio - Rainbow In The Dark: Die Autobiografie
(c) I.P. Verlag

Am 16. Mai 2010 verlor die Metal-Welt eine ihrer wichtigsten Stimmen: Ronnie James Dio erlag im Alter von 67 Jahren seinem Krebsleiden. Bis kurz vor seinem Tod war er überaus beschäftigt, arbeitete an neuer Musik von Dio sowie Heaven & Hell. Außerdem befasste er sich mit seinen Memoiren, eine Sammlung handschriftlicher Seiten, die später abgetippt und von Dios gutem Freund Mick Wall sowie seiner Ehefrau Wendy Dio in Buchform gebracht wurden. Das dauerte einige Zeit, wie Wendy im Vorwort selbst zugab, weil die Arbeiten eine überaus emotionale Angelegenheit waren. Nun steht „Rainbow In The Dark: Die Autobiografie“ in den Läden, inzwischen sogar als deutsche Übersetzung, und liefert den Auftakt für einen Blick auf das Leben des Metal-Meisters.

Warum Auftakt? Nun, weil Ronnie James Dio selbst eine Zäsur im Jahr 1986, kurz vor seinem 44. Geburtstag, setzen wollte, als seine Band Dio als Headliner im Madison Square Garden auftrat. Ein weiteres Buch über das folgende Vierteljahrhundert könnte folgen. Bis dahin steht dieses spannende Werk auf dem Plan, das sich sehr ausführlich den Jugendjahren und ersten Bands des jungen Ronald James Padavona widmet. Zwischen etwas Kleinkriminalität, der Faszination für Rock’n’Roll und Konzerten im College- und Universitätszirkus hangelt sich Dio zu seiner Zeit bei Elf, die ihn in den Dunstkreis von Deep Purple brachte und den Grundstein für den kometenhaften Aufstieg legte.

„Rainbow In The Dark“ ist von einer starken Persönlichkeit geprägt, die versucht, auf eigenen Beinen zu stehen. Ausführlich geht er auf die Rainbow-Jahre mit Richie Blackmore ein, dessen volatiles Gemüt zu Paranoia neigte und irgendwann einen Keil in das Line-up trieb. Dann fand sich Dio plötzlich bei Black Sabbath wieder und schrieb echte Klassiker, bevor Spannungen mit Tony Iommi und Geezer Butler diese Besetzung zerbrachen. Auffallend ist der vergleichsweise nüchterne Ton, der sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht und in einer gewissen distanzierten Trockenheit Dios Karrierephasen beleuchtet. Über seine Familie erfährt man nach dem Durchbruch mit Rainbow relativ wenig, diese scheint in weiterer Folge nur aus Ehefrau Wendy zu bestehen, die immer wieder zu Wort kommt und das Buch durch interessante Einschübe kräftig aufwertet – ein wunderbares Werkzeug.

Die letzten Kapitel gehören Dios erster eigener Band, die seinen Namen trug und seine Spielwiese war, wenngleich die Songs überwiegend gemeinsam erarbeitet wurden. Von den Flitterwochen-Jahren über den kommerziellen Durchbruch bis zu ersten Problemen und finanziellen Differenzen, die letztlich zum Ausstieg und/oder Rausschmiss von Vivian Campbell führten (selbst die beiden Dios scheinen sich darüber nicht vollends einig zu sein), geht es durch die Aufs und Abs. Die Auflistung von Zuschauerzahlen, Auszeichnungen, Umsätzen und Bandgehältern wirkt wie ein Fremdkörper, passt jedoch zur eigenartigen Erzählweise dieses Buchs, das zeitweise beinahe wie Fachlektüre semi-wissenschaftlicher Art anmutet.

Ronnie James Dio wirkt stellenweise wie eine weitere Figur in seiner Karriere, fast schon distanziert vorgestellt, nur um im nächsten Moment wieder mittendrin zu stecken. Diese recht ungewöhnliche Rolle stört den Fluss etwas, was im Übrigen nichts mit der starken deutschen Übersetzung (im Hause I.P. hat man sich hier in den letzten Jahren deutlich verbessert) zu tun hat, sondern einfach zum König der Fantasy-Texte gehört. Das überrascht, doch letztlich überwiegt der Unterhaltungswert, wenn man durch die Arena großer Egos und seltsamer Figuren tollt. „Rainbow In The Dark“ hat stellenweise etwas von einem Sachbuch, nur um im nächsten Moment pure Herzlichkeit zu verströmen. Vor allem aber erfährt man unheimlich viel über eine Legende, die viel zu früh gegangen ist. Eine Fortsetzung wäre mehr als gefordert.

Erhältlich ab: 27.08.2021
Erhältlich über: I.P. Verlag

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