Good Morning – Barnyard

Good Morning
(c) Nick Mckk

Von vermeintlichen Konventionen des Musikgeschäfts wollen Good Morning eigentlich nichts wissen. Implizierte Regeln werden gerne gebrochen: Das australische Pop-Duo nimmt seine Alben fast immer sehr spontan an einem Ort auf, das Ergebnis ist in der Regel kurz und auf den Punkt. Selbst als man sich 2018 für „Prize // Reward“ einmal ordentlich Zeit nahm, mussten es im Folgejahr gleich zwei rausgeklopfte Nachfolger sein. Nun holt man sich immerhin einen externen Produzenten an Bord. „Barnyard“ war bereits vor der Pandemie fertig aufgenommen, ruhte dann ein wenig, und erscheint nun schließlich so, wie es bereits vor knapp zwei Jahren klang.

Wenig überraschend wirken die Aufnahmen entsprechend spontan und sympathisch. Stefan Blair und Liam Parsons rotzen herrlich ausformulierte Ideen in aller Lässigkeit hin – ein Widerspruch in sich, sympathisch aufgelöst. „Yng Shldn“ könnte kaum lapidarer ausgespuckt sein mit seiner gemächlich mäandernden Gitarre und den tiefenentspannten Vocals. Im Gegensatz dazu wirkt „I’ve Been Waiting“ beinahe ausformuliert, ein seltener längerer Track mit zeitloser Melodie, ein wenig Synthetik und jenseitigem Pop-Appeal, das sich vor allem in den sonnig-gespenstischen Harmonien – schon wieder ein gelungen aufgelöster Widerspruch – äußert.

Diese Eigentümlichkeit macht die Alben von Good Morning zum Happening. In „Big Wig // Small Dog“ taucht ein entstelltes Saxofon auf, aus dem Anti-Jazz-Flair entwickelt sich aber schnell eine weitere schnoddrige Skizze. Das reduzierte, zugleich ominöse „Too Young To Quit“ sucht nach einer inneren Mitte mit Indie-Folk, der alleine im weiten Raum steht. „Wahlberg“ bemüht treibenden Gitarrenpop mit Strokes-Einschlag. Die Retro-Note aus der Garage bleibt hängen und wird im abschließenden „Country“ ausformuliert. Hier dient der Ansatz als Ausgangspunkt für einen Schrammel-Track mit Saitenhieb auf das Great American Songbook, bloß vom anderen Ende der Welt aufgezogen. Das passt überraschend gut.

Mit dem heiligen Widerspruch in der Westentasche klatschen Good Morning das nächste gute Album hin. Natürlich ist die spontane Energie an allen Ecken und Enden greifbar, wirken die Songs wie aus der Zeit gefallen, dabei aber keinesfalls angestaubt oder gar bedeutungsschwanger. „Barnyard“ fließt beinahe meditativ, lässt einen gewissen Hang zur Finsternis erkennen und bemüht dennoch Alternative-Pop-Fanfaren der belebenden Art … nur um schließlich wieder den Schrammel-Abhang mitzunehmen. Auf ganz eigenwillige Weise bleiben Good Morning ungemein faszinierend. Bis sie ein weiteres Mal aus dem Nichts ungeschliffene Perlen hinklatschen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.10.2021
Erhältlich über: Polyvinyl Records (Rough Trade)

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