Joyce Manor – 40 oz. To Fresno

Joyce Manor
(c) Dan Monick

Eigentlich hatten Joyce Manor eine Pause geplant. Das letzte Album „Million Dollars To Kill Me“ erschien im Herbst 2018, danach wollten die zum Trio geschrumpfte Band etwas durchschnaufen. Die Pandemie kam dazwischen, aus Langeweile griff Sänger und Gitarrist Barry Johnson wieder zum Notizbuch und arbeitete an neuem Material. ‚Neu‘ ist tatsächlich relativ, denn nicht jeder Track wurde eigens für diese Platte geschrieben. Obwohl die Songs für „40 oz. To Fresno“ über einen Zeitraum von acht Jahren erarbeitet wurden, wirkt das Album wie aus einem Guss und bringt den vertrauten Sound zwischen (Pop-)Punk, Indie und Emo aufs Parkett.

So ist „Secret Sisters“ eigentlich eine B-Seite des 2014er Werks „Never Hungover Again“ und bäumt sich nun mit mächtiger Emo-Wucht auf – gewohnt kurz, mit ordentlich Distortion ausgestattet und doch irgendwie harmoniebedürftig. Hingegen ist „NBTSA“ ein komplettes Rework dieses Songs, was man allerdings dazusagen muss. Der flotte Punk-Track glänzt durch hymnische Atemlosigkeit und sprunghafte Gitarren. Apropos Hymne: „You’re Not Famous Anymore“ ist ein Pop-Punk-Leckerbissen mit Schmäh und einem Hauch von Weezer im Unterbau – kann man machen, weiß zu unterhalten.

Das eröffnende „Souvenir“ erschien bereits im Vorjahr auf einer Split 7″ und stammt eigentlich von OMD. Die ursprüngliche Synthi-Urgewalt wurde durch Gitarren ergänzt und tiefer ins Arrangement eingebettet, zudem gibt Johnson den Crooner. Man könnte durchaus meinen, es handle sich um einen Joyce Manor-Track. Definitiv ein solcher ist „Did You Ever Know?“, das in aller Kürze seine gesamte Eingängigkeit ausbreitet und sämtliche Trademarks der Band mitbringt – ein Hauch von Weirdness und keinerlei Wiederholungen. Wie wenn man einen guten Freund nach langer Zeit trifft.

Nach nicht einmal 17 Minuten ist die Angelegenheit schon wieder durch, auch das kennt man von Joyce Manor. Man spielt Songs einfach von A nach B durch, fasst sich bewusst kurz und erzählt die kleinen Geschichten recht linear aus. Die neun Tracks auf „40 oz. To Fresno“ bringen die überaus sympathische Eigenwilligkeit des Trios auf den Punkt und werfen im Vorbeigehen Ohrwürmer in rauen Mengen ab. Tatsächlich klappt die Einbindung älterer Songs prima, selbst das Cover ergibt auf diesem Album Sinn. Überraschend und doch vertraut – Joyce Manor bleiben eine Bank.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.06.2022
Erhältlich über: Epitaph Records (Indigo)

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