Together Pangea – DYE

Together Pangea
(c) Derek Perlman

Sozial distanziertes Songwriting und Aufnehmen von Demos stellte Together Pangea vor eine neue Herausforderung. Man konnte für den Feinschliff nicht ins Studio gehen, also schickte man die ersten acht Demos dem A&R-Mitarbeiter ihres Labels … der sie herausforderte, komplett neue Songs zu schreiben. Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, beflügelte diese Ansage die Band. Zehn weitere Tracks entstanden, der Großteil von ihnen landete tatsächlich auch auf der neuen Platte. „DYE“ zeigt ein Trio, das deutliche mehr Zeit für Songwriting, Proben und Aufnahmen hatte, das zugleich aber keinen Hehl darum macht, sich ohne Tour-Aktivitäten eingesperrt zu fühlen.

Tatsächlich wirken jene zwölf Songs, die es letztlich auf das fertige Album geschafft, noch eine Spur mitreißender und druckvoller als zuletzt. Der angepunkte Garagensound, der gelegentlich in Power-Pop umschlägt, bleibt selbstverständlich. „Rapture“ legt beispielsweise relativ brav und unscheinbar los, bis William Keegan mehr Dreck und Wut in seine Stimmbänder legt. Die Distortion nimmt zu, zwischendurch schwimmert ein fast schon vergnüglicher Refrain durch, nur um wenige Momente später ranzigen (Post-)Grunge-Dreck mitzubringen. „Somehow“ verfolgt ähnliche Motive, bloß in verkürzter Weise. Direkter, schneller, harmonischer, abgedrehter – es kann so einfach sein.

Die angepissten Muskelspiele begleiten dieses Album bereits von Beginn an, wenn „Marijuana“ zunächst etwas humpelt, dann eingängiges Gift und harmonische Galle aus dem unscheinbaren Dickicht löst. „Cold Water“ klingt im Refrain nach dem exakten Mittelweg zwischen Alternative Rock und Grunge, die Gitarrenpop-Querverweise obendrauf sind nur das sprichwörtliche Sahnehäubchen, das schließlich „Nervous“ als vielleicht eingängigster neuer Song souverän aufgreift und zu einem herrlich dynamischen Refrain ausformuliert. Das kantige, kurze und selbst in harmonischen Momenten übersteuerte „One Way Or Another“ scheint sogar in manchen Momenten die Anfänge des Rock’n’Roll in das garage-punkige Hier und Jetzt zu transportieren.

All hands on deck für die vielleicht bislang beste Platte von Together Pangea: Mit ihrem fünften Studioalbum, für das Zeit, Motivation und ein wenig aufgestaute Wut bereitstanden, arbeitet sich das Trio aus Kalifornien in neue Sphären vor. „DYE“ ist in so ziemlich jeder Hinsicht lauter und dreckiger, aber eben auch hymnischer und präziser. Die Power-Pop-Momente waren selten so eingängig und charmant, die schiere Wucht rundherum wirkt erfrischend abgefuckt und durchgehangen. Vielleicht erfinden Together Pangea das Rad nicht neu, schreiben dafür die womöglich stärksten Songs ihrer durchaus kurzweiligen Karriere und beißen sich auf unnachahmliche Weise fest.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 22.10.2021
Erhältlich über: Nettwerk (Bertus)

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