Hater – Sincere

Hater
(c) David Möller

Zwei Alben, großes Halleluja: Hater aus Malmö sind so etwas wie ein Geheimtipp. Der Indie-Ansatz des südschwedischen Quartetts spielt sich irgendwo zwischen Rock, Pop und Shoegaze ab, die Mischung aus Hooks und Entfremdung brachte sie auf Festivals in ganz Europa und sogar bis in die USA. Zwischenzeitlich begrüßte man gleich zwei neue Bandmitglieder, die Chemie stimmte allerdings sofort. Erste Demos waren schnell entstanden, die Veredelung zu düsteren, bittersüßen Perlen ein Leichtes. „Sincere“ ist nach kleiner Studiopause eine Rückkehr und Bestätigung vertrauter Form.

Eine gewisse – willkommene – nervöse Unruhe zieht sich wie ein roter Faden durch die Platte. „Far From A Mind“ fasst diese eigenwillige Stimmung gut zusammen mit Jangle-Pop/Rock, der einfach nicht still sitzen will. Caroline Landahl wirkt gelangweilt und singt doch so bestimmt, die aus dem Nirgendwo auftauchenden Harmonien schüren Pop-Sensibilitäten. Im brodelnden Opener „Something“ hält man sich damit zurück. Höhere Register kollidieren prima mit den Noise-Anteilen, die verstärkt in die Gaze-Ecke ziehen, bei aller Kratzigkeit doch ungewöhnlich fragil anmuten.

Die Druckwellen von „Bad Blood“ attackieren sämtliche Sinne gleichzeitig – wie The Twilight Sad, nur ohne schottischen Akzent. Hier braut sich etwas zusammen, freilich mit dem für Hater typischen Pop-Charme gewürzt, doch hebt die finale Minute kurzzeitig auf unbequeme, auf laute Weise ab. Ein ähnlicher Wall taucht in „Hopes High“ erneut auf, insgesamt sehr laut und übellaunig instrumentiert, während die Vocals auf Idylle bedacht sind. Psychedelische Einschläge lassen sich nicht von der Hand weisen, stetig wogt das packende, faszinierende Arrangement hin und her.

Ein stetes Wechselbad der Gefühle untermalt das dritte Album der Schwed*innen. „Sincere“ ist gleichermaßen unbequem und harmoniebedürftig, stets auf der Suche nach dem Aha-Moment, der zarte, emotionale Momente mit der ruppigen Energie des Seins vereint. Hater werden ihren Namen erneut nicht gerecht und schreiben einfach mal wieder ein paar Indie-Gaze-Glanzlichter, die von Undurchdringlichkeit bis Wohlfühlaroma alles abdecken, meist im selben Song. Auch in neuer Besetzung bleibt das Quartett eine Bank für Aufwühlendes mit feiner Klinge.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.05.2022
Erhältlich über: Fire Records (Cargo Records)

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