Thomas Charlie Pedersen – Employees Must Wash Hands

Die unfreiwillige Ruhe der Lockdown-Jahre beflügelte die Kreativität der Brüder Daniel und Thomas Charlie Pedersen. 2021 entstanden gleich zwei Alben – eines der gemeinsamen Band Vinyl Floor, das vergangenen Herbst erschien, sowie Thomas Charlies mittlerweile drittes Soloalbum, das quasi die andere Seite dieser Sessions zeigt. So blieben 15 Songs über, mit denen er erst nichts anzufangen wusste, die in kompletter Isolation entstanden waren. Als sich dann auch noch die Band-Aufnahmen verzögerten, wurde der Grundstock von „Employees Must Wash Hands“ aufgenommen, reduziert und zurückgenommen, von Bruder Daniel auf allen Ebenen unterstützt.

Diese kurzen Episoden, die sich zumeist irgendwo rund um die Zwei-Minuten-Marke bewegen, fühlen sich wie Tagebucheinträge an, kurz und knapp, von Gedankenströmen getragen. Das eröffnende „Yesterdays And Silly Ways“ gibt sich vergleichsweise bunt, schillernd und ausformuliert, bringt erfrischende Pop-Ansätze ein, ist aber doch wieder zu schnell vorbei. „Oh, Whatever“ marschiert, schwelgt und schwebt danach, scheint aber ebenso mit einer gewissen Schwere zu kämpfen. Das ähnlich widersprüchliche und zugleich energiegeladene „Slow Passage“ rundet das kurzweilige Eröffnungstrio ab. Vorwitziger Bounce, etwas Nachdenklichkeit, dezenter Beatles-Charme – das unterhält.

In „Fiddler & The Travesty“, mit knapp vier Minuten längster Song des Albums, erkundet Pedersen seine Gefühlswelt und bricht die gerne mal ausladende, reichhaltige Instrumentierung auf ein stilvolles Minimum herunter. Folk-Ansätze, verspieltes Piano und gelegentliche Streicher treiben die aufwühlende Ballade an, ohne etwas anzutreiben. „Stagnant Pools Of Sorrow“ könnte als Reprise durchgehen, beschließt die Platte rein instrumental und greift ein ähnliches Klaviermotiv auf. Mit „Coarse Rasp Of Yours“ setzt es sonnigen Songwriter-Charme, wie ein akustisches Kaleidoskop, während „Night Of Stars“ mit dem anschließenden „Organ Prayer (In E Flat)“ in beklemmende Soundtrack-Gefilde hinabsteigt.

An jeder Stelle gibt es etwas zu entdecken, wenngleich mit etwas Anlauf. So etwas wie ein roter Faden ergibt sich bei diesen 15 Songs in knapp 36 Minuten erst mit der Zeit, doch lohnt es sich absolut, etwas Geduld in „Employees Must Wash Hands“ zu investieren. Thomas Charlie Pedersen präsentiert spannende kleine Episoden, oft in aller Kürze als Skizzen hingeklatscht, aber gerade deswegen so charmant. Das Storytelling besinnt sich auf das Wesentliche und legt große Momente kleiner Schönheit frei – eine hochspannende Soloplatte, die mit der Zeit immer schöner wird.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 14.04.2023
Erhältlich über: Karmanian Records (The Orchard)

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