Slang – Cockroach In A Ghost Town

Slang
(c) James Rexroad

Seit über einem Jahrzehnt machen Drew Grow und Janet Weiss gemeinsam Musik, doch scheinen Slang trotzdem aus dem Nirgendwo gekommen zu sein. Die Band um aktuelle und ehemalige Mitglieder so illustrer Bands wie Sleater-Kinney, Wild Flag und The Thermals wuchs erst im Laufe der Zeit zum Quartett an und taucht nun – gefühlt – ebenso plötzlich mit einem ersten Album an. Auf „Cockroach In A Ghost Town“ gibt es einen Mix aus Indie und Alternative mit allerlei Prominenz von Stephen Malkmus (Pavement) über Sam Coomes (Quasi) bis hin zu Mary Timony (Wild Flag) zu hören.

Slang klingen zeitlos, modern und altbacken zugleich – ein Kunststück im Rockgewand, begleitet von forschen und doch eingängigen Songs. Das eröffnende „Wilder“ nimmt keine Gefangenen und geht doch sofort ins Ohr. The Killers, Arcade Fire sowie die anderen / früheren Bands der Musiker*innen schwingen hörbar in diesem Mix aus Aufbruchsstimmung, Pop-Appeal und verwaschener Ruppigkeit mit. „King Gunn“ legt das Konzept auf Fernweh mit folkigen Untertönen und schelmenhaftem Indie-Appeal um. Der Quasi-Chorus klingt dafür klassisch, wie aus der ganz alten Rockschule.

Wie „Wrong Wrong Wrong“ in die Saiten haut, ist ebenfalls unterhaltsam. Schnell nehmen Slang Tempo auf, geben sich hibbelig und ergeben sich zugleich gewissen Stop-and-Go-Konzepten. Grow gibt sich verschwörerisch, dann wieder vorwitzig im Falsett und holt sich starke Call-Back-Backings von seinen Kolleginnen hinzu. „My 1“ sucht hingegen und findet nachdenkliche Schwere. Slang zerlegen sich in aller Gemächlichkeit mit einer treibenden Rock-Fanfare, die sofort ins Ohr geht. Hingegen erinnert „Hit The City“ etwas an Weiss‘ frühere Band, richtig schön frontal und doch irgendwie undurchsichtig, ein unterschwellig angepunktes Stück Musik.

Es gibt keine offensichtlichen Hits auf diesem Erstling, aber auch keinen einzigen Durchhänger. Stattdessen fließt „Cockroach In A Ghost Town“ – störrisch und doch bestimmt – vor sich hin, spuckt allerlei eingängige und befremdliche Momente aus, und entpuppt sich als wahrhaftige Summe der einzelnen Teile. Man hört genau, wo die Musiker*innen von Slang spiel(t)en. Eine nicht von der Hand zu weisende Vertrautheit kollidiert mit unpolierter Eingängigkeit und schroffem Aha-Effekt – sympathischer Indie/Alternative Rock mit Nachdruck, der ein paar Durchläufe braucht, in dem so viel unerwartete, mitreißende Qualität steckt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 27.05.2022
Erhältlich über: Kill Rock Stars (Bertus)

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