The Dangerous Summer – Coming Home
Seit dem Comeback vor fünf Jahren zeigen sich The Dangerous Summer um Gründungsmitglied und Sänger AJ Perdomo sowie Langzeit-Mitstreiter Matt Kennedy in Bestform. Mittlerweile wieder im Band-Line-up unterwegs, scheinen sie musikalisch und menschlich von jeglichen Widrigkeiten unbeeindruckt und behielten ihren Kurs bei. „Coming Home“, das mittlerweile siebte Album und dritte Post-Comeback-Werk, beschreibt das Gefühl, endlich wieder zusammen Musik zu machen und dabei vertraute Klänge – Alternative Rock, Emo und eine Prise Pop-Punk – zu kultivieren.
Das eröffnende Doppel reißt sofort mit. Zunächst arbeitet sich der Titelsong „Coming Home“ durch kantige Gitarren, feine Harmonien und einen großen Refrain mit dicker Emo-Schicht. Binnen Sekunden geht der Track ins Ohr und lässt nicht mehr los – einfach, geradlinig und verdammt gut. „All I Ever Wanted Was A Chance To Know Myself“ trägt einen langen Titel und verdammt viel Qualität in sich. Zittrige Schwere kollidiert mit eingängiger Auflösung, das Quartett hängt ein wenig zwischen den Welten und Stühlen, baut Spannung mit dezentem Pop-Charme und mächtiger Intensität auf. Das hätte man sich auch vom Comeback von The Juliana Theory gewünscht.
Ebenso gelingen die ruhigeren Momente, darunter das gemächliche, gefühlvolle „Meet Me In The Morning“. Vorsichtig tastet sich das US-Quartett an diese Idee heran, der herzzerreißende Chorus bleibt sofort hängen, ohne jedoch zu dick aufzutragen. In „Someday“ setzt es hingegen Reduktion und Melancholie – ein auf das Nötigste beschränkte Arrangement baut Spannung auf, die verzerrte Verschärfung zum Ende hin kommt gut. Auch „Dimensional Love“ bleibt sofort hängen. Hier bringen The Dangerous Summer ihre volle Emo-Kraft mit Alternative zusammen und klingen stellenweise wie 30 Seconds To Mars mit Können und Charisma.
Und so drehen The Dangerous Summer in neuer Besetzung einmal mehr das Rad der Zeit zurück, ohne dabei auch nur eine Sekunde wie ein Relikt aus einer längst überholten Ära zu wirken. Dieses potenzielle Minenfeld umgeht „Coming Home“ erstaunlich locker und kompetent. Nicht nur das, die neue Platte ist voller kleiner Perlen und Hits, eingängig und einfühlsam wie unaufdringlich. Perdomo, Kennedy und Konsorten verstehen die Feinheiten ihres Sounds und loten diese mit spürbarer Begeisterung aus. The Dangerous Summer bleiben eine Alternative-Emo-Referenz, die auch nach über zwei Jahrzehnten noch Glanzlicher zu setzen vermag.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 26.08.2022
Erhältlich über: Rude Records (Membran)
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