The Dangerous Summer – Gravity

The Dangerous Summer
(c) The Dangerous Summer

Nach und nach etablierten sich The Dangerous Summer wieder als Band. Das Kernduo um AJ Perdomo und Matt Kennedy wurde nach dem Release von „Coming Home“ um Drummer Christian Zawacki erweitert, zudem erhält man auf Tour Unterstützung diverser Musiker. Gleichzeitig wurde die Musik weiterentwickelt, weiterhin irgendwo im Spannungsfeld zwischen Emo und Alternative Rock angesiedelt, gewohnt hymnisch und geradezu lebensbejahend, selbst in den düsteren Momenten. „Gravity“ verbindet Hoffnung und Nachdenklichkeit, sucht nach Wegen in eine bessere Zukunft und schüttelt im Vorbeigehen die obligatorischen Hits aus dem Ärmel.

Der an dritter Stelle gelegene Titelsong fasst das vertraute Spannungsverhältnis zusammen und lässt zudem ordentlich Pop mitschwingen – energisch und doch reduziert, fast schon radiofreundlich, selbst in den vermeintlich geglätteten Kanten mit dem notwendigen Biss versehen. Es geht doch immer nach vorne, was auch passieren mag. „Turning Love Into War“ lebt von Schwere, lebt von Nachdenklichkeit und passt leider perfekt in diese heutige Zeit. Der erdrückende Track frustriert im besten Sinne und breitet zugleich einen mächtigen, magischen Teppich an Melodien aus – majestäisch und zurückgenommen im besten Sinne.

„I Feel More Like Myself When I’m Losing It“ als Opener ist eine starke Wahl. Die kleinen, kurzen Schreie langen beherzt zu, schicken kleine Giftpfeile aus und schaffen den idealen Gegenpol zum zittrigen Emo-Chic ringsum. Auch „Wild One“ lebt von einer gewissen Aufbruchsstimmung, die doch kurz vor der obligatorischen Explosion abbricht und abdriftet – ein erstaunlich gedankenverlorener Exkurs mit hohem Unterhaltungswert. Ein dicker Grinser ist in „You’ll See It All Coming“ dabei, dessen Chorus sich unvermittelt anschleicht, langsam entlädt und sofort im Ohr bleibt. Schleppender Schönklang macht Laune – ein Rezept, das einzig im abschließenden „Into The Stratosphere“, das eine Spur zu lang geraten ist, nicht ganz aufgeht.

Noch eine Spur eingängiger und direkter, ohne dabei jedoch die obligatorische Schwere selbst in den poppigsten Momenten zu vergessen: Die zarte Metamorphose von The Dangerous Summer setzt sich fort und reißt im besten Sinne mit. „Gravity“ hat kleine Leckerbissen am laufenden Band im Gepäck, geht vergleichsweise selten aus sich heraus und sagt damit letztlich doch absolut alles. Dieser etwas andere und zugleich hochspannende Mittelweg verspricht Unterhaltung mit Nachdruck, verlässt sich auf Vertrautes und treibt die musikalische Evolution vorsichtig an. So eingängig und gleichzeitig gefährlich war der Sommer schon lange nicht.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 21.06.2024
Erhältlich über: Rude Records (Membran)

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