Iguana Death Cult – Echo Palace

Iguana Death Cult
(c) Tom van Huisstede

Bandtreffen wurden für Iguana Death Cult während der Pandemie zum therapeutischen Refugium. In der Wohnung von Frontmann Jeroen Reek diskutierte man über die Unwirklichkeit der Zeit, begleitet von absurder Paranoia und Verschwörungstheorien, die wie ein Lauffeuer um sich griffen. Das dritte Album der Niederländer darf gut und gerne als Bestandaufnahme verstanden werden, als Suche nach Vernunft in einer alles andere als vernünftigen Zeit. Ursache und Wirkung von Gruppendenken begleiten den neuen Longplayer „Echo Palace“.

Der Titelsong bringt den Irrsinn dieser Zeit auf den Punkt, spuckt schäumende Verse über geifernde Idioten, die in kulturelle Schlachten ziehen, und treibt nebenher den mittlerweile vertrauten Sound aus Indie, Art Rock, Post Punk und Elektronik auf die Spitze. Gerade der synthetische Wurmfortsatz kommt gut. Im tanzbaren Abschluss „Radio Brainwave“ setzt es noch mehr davon. Etwas Garage hier, fiese Synthie da, zudem hibbelige Nervosität und ein unbequemer Finger in der Wunde – fertig ist die Hymne, die sanftmütig mitreißt. Sanftmut gibt es in „Sensory Overload“ nicht, sondern nur frontale Energie in bester Gang Of Four-Manier, wobei das Saxofon selbstverständlich einen kleinen Auftritt hinlegen muss.

Diese kleinen kuriosen Ideen sind bei Iguana Death Cult Pflicht. Im überlangen „Heaven In Disorder“ wird es zwischenzeitlich sogar etwas funky. Zwar braucht der recht britisch anmutende Track ein wenig, um in die Gänge zu kommen, doch weiß die legere Kapitulation ringsum zu unterhalten. Der verruchte zweite Teil, von sonorem Gesang begleitet, wirkt wie aus einer anderen Welt. Hingegen steuert „Sunny Side Up“ auf reduzierten Exzess zu, komplett durchgeknallt und wortreich, aber eben auch verschmitzt und eingängig. Im Widerspruch liegt die Kraft, das weiß auch der mit Madchester kokettierende Opener „Paper Straws“, der die Hacienda mit gezückten Gitarren begrüßt.

Alles in einen Topf und tanzen: Iguana Death Cult lassen sich weiterhin nicht auf einen Sound festlegen und eskalieren einfach weiter. So oder so ähnlich funktioniert das kauzige „Echo Palace“, das gleichzeitig kaum zugänglicher sein könnte. Von unbequemen bis ärgerlichen Themen begleitet, tanzen die Niederländer mehr denn je, setzen zudem Synthetik und Saxofon deutlich prominenter ein. Ja, das muss man sich erst einmal erkämpfen, doch unterhält der Art-Ansatz von vorne bis hinten. Dem Death Cult geht es hörbar prima, schwere Jahre hin oder her.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 12.05.2023
Erhältlich über: Innovative Leisure (Bertus)

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