De Forbandede – Menneske
Ein Fuzz-Psych-Doppelalbum mit dänischen Texten, das liest sich zunächst erst einmal sehr schräg. Für De Forbandede (dt. „Die Verfluchten“) ist das jedoch absoluter Ernst. Das Quartett aus dem Norden veröffentlichte bislang zwei spannende Alben und mehrere Kleinformate, auf denen man nach und nach den eigenen Sound erkundete. In der Landessprache fand man den idealen Ausdruck des eigenen Seins und nutzte zugleich die Downtime der vergangenen Jahre, um ausgiebig an neuem Material zu arbeiten. „Menneske“ (dt. „Mensch“) ist sogar ein Doppelalbum geworden und versucht mit 85 ausufernden Minuten zu überfordern.
Songs wie „Brænd mig nu“ suhlen sich in süffigen und zugleich charmanten Retro-Gefilden, hauen ordentlich in die Hammond-Tasten und rocken forsch los – eingängig, getrieben, zugleich fast schon eingängig. „Vinger“ reiht sich gekonnt in diese Riege ein, erinnert stellenweise an dänische Monster Magnet und findet schließlich zu einem Chorus, der selbst Magtens Korridorer stolz machen würde. Wieder ein paar Türen weiter linst „Husk du skal dø“ in die Garage, lässt etwas Desert- und Stoner-Chic zu, nur um sich schließlich in melancholischen Gefilden zu positionieren. Auch diese eigenartige wie charmante musikalische Rundreise gelingt gar hervorragend.
Die wahre Stärke von De Forbandede liegt jedoch in der Überlänge, und der abschließende Titelsong „Menneske“ bringt diese auf den Punkt. Dicke Fuzz-Riffs, bratende Heavyness und psychedelische Entfremdung im Subtext sucht nach kaskadenartigen emotionalen Entladungen der besonders feinen Sorte. „Odyssé“ ist einer jener Tracks, die nach Kopfhörern verlangen, die immer wieder aufs Neue explodieren, deren präzise Drumrolls und mächtiger Hall den Blick in die Ferne schweifen lassen. In „Eva“ schimmern stellenweise sogar Motorpsycho durch, ebenso das monolithisch-erdige Riffing von, nun ja, Earth, aber eben auch ganz eigene Virtuosität auf der Suche nach der heiligen Feedback-Schleife.
Nicht jeder der insgesamt 19 (!) Tracks hält das stellenweise extrem hohe Niveau, doch war damit auch nicht zu rechnen gewesen. Was De Forbandede jedoch über weite Strecken abziehen, ringt höchsten Respekt ab. Dass es bei dieser schieren Übermenge an Musik keinen Durchhänger gibt, ist für sich beeindruckend. Dass es gleich mehrere Meisterstücke setzt, die vertraute Psych-, Fuzz- und Retro-Muster mit eigenständigem Ansatz vermengen, lässt erst recht staunen. Ja, „Menneske“ fällt gerne mal etwas überambitioniert aus, doch wird hier tatsächlich der sprichwörtliche Weg zum Ziel. Den Dänen bei ihrer Reise durch Raum und Zeit zuzuhören, macht unheimlich viel Laune. Mit einem gut eingesetzten Rotstift wäre das hier ein absoluter Überflieger, so hat man es letztlich ’nur‘ mit einer sehr guten Platte zu tun – was für ein Versprechen für die Zukunft.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 12.05.2023
Erhältlich über: Some Studio
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