Kaiser Chiefs – Kaiser Chiefs‘ Easy Eighth Album

Kaiser Chiefs
(c) Cal McIntyre

Sie mögen schon länger keine Riots mehr anzetteln, doch zählen Kaiser Chiefs zu den wenigen Überlebenden des großen Post-Punk- und New-Wave-Booms der frühen Nuller-Jahre, die nach wie vor aktiv und erfolgreich sind. In Großbritannien landeten alle bisherigen Alben in den Top 10, obwohl man sich musikalisch zuletzt vermehrt häutete. Statt durchgeknallten Stompern setzen Ricky Wilson und Konsorten längst auf poppigere Klänge, zuletzt mit einer kräftigen Portion Northern Soul versehen. Auf ihrem achten Album, selbstbewusst und selbstironisch „Kaiser Chiefs‘ Easy Eighth Album“ genannt, wagt sich das Quintett weiter denn je hinaus.

Dass hier einiges anders laufen würde, verrieten bereits die Vorboten. Allen voran überraschte das zugleich als Opener platzierte „Feeling Alright“ mit beseelter Tanzbarkeit – Kunststück, schließlich tritt kein Geringerer als Nile Rodgers als Co-Autor auf. Lässige Smoothness, sommerliche Gitarrenklänge und eine wuchtige Rhythmusabteilung wirken wie eine aufgeräumte, poppige Antwort auf die Anfänge. „How 2 Dance“ treibt es, ganz dem Titel entsprechend, sogar noch etwas weiter und geht als lupenreiner Dance-Pop-Track durch, der mit seinem Northern-Soul-Einschlag das Blut in Wallung bringt. Dass dieses mutige Experiment dennoch funktioniert, spricht für Kaiser Chiefs.

Wer hingegen die guten, alten Zeiten zurückmöchte, bekommt „Reasons To Stay Alive“ als kleinen Brückenschlag serviert – immer noch sehr wuchtig und tanzbar, aber auch voller Ecken und Kanten. Wilson nennt den Song den ‚bösen Zwilling‘ von „The Job Centre Shuffle“, dessen flippiger Post-Punk-Unterbau tatsächlich prima auf den ersten Album funktioniert hätte – schräg, überdreht, pulsierend, aber auch mitreißend. „Noel Groove“ packt die Gitarren in eine beseelte Umgebung, holte sich The Cribs für einen kleinen Gastbeitrag ins Studio und denkt die eigene Zukunft mit frühen Ideen weiter. Wo die Zukunft liegen könnte? Beispielsweise im lässigen Pop des unwiderstehlichen „Jealousy“.

„Kaiser Chiefs‘ Easy Eighth Album“ wirkt zwar leichtfüßig, ist aber alles andere als ein leichtes Album geworden. Wer die Briten vor allem für den Sturm und Drang der Anfangstage kennt, dürfte ziemlich überrascht sein. Selbst vom Riesenhit „Ruby“ ist man zuweilen weit entfernt, was aber in Ordnung geht. Was dieser achte Longplayer letztlich verlangt, ist Geduld und offene Ohren. Mit der Zeit verliebt man sich in diese zehn neuen Songs, die zwar ab und an den Blick in die Vergangenheit wagen, aber eben auch mutig vorangehen. Klar, eine halbe Stunde ist vielleicht etwas wenig, doch soll das der einzige Wermutstropfen bleiben. Kaiser Chiefs häuten sich ein weiteres Mal, poppiger und verspielter denn je. Das bekommt ihnen erstaunlich gut.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.03.2024
Erhältlich über: V2 Records (Bertus)

Website: kaiserchiefs.com
Facebook: www.facebook.com/kaiserchiefs