Somebody’s Child – Somebody’s Child

Somebody's Child
(c) Dirty Dublin

Mit einer Handvoll Singles spielte sich Cian Godfrey aka Somebody’s Child 2018/2019 schnell in die Herzen des irischen Publikums. Radio-Airplay, Support-Slots für Kaiser Chiefs und Primal Scream, sogar eine Late-Night-Performance – die Zeit für den großen Sprung war gekommen. Die Arbeiten am ersten Album dauerten etwas länger; Godfrey nahm sich alle Zeit der Welt, um seinen Indie-Perlen den nötigen Feinschliff zu verpassen und Persönliches zu verarbeiten. So geht es auf „Somebody’s Child“ darum, ein etwas anderes Irland fernab rauchender, saufender, Joyce lesender Klischees zu zeigen, und zwar anhand der Kindheit und Jugend des Protagonisten.

Tracks wie „I Need Ya“ erinnern an einen vergangen (und verloren) geglaubten Indie-Sound zwischen Pop und Rock, wie er vor 15 bis 20 Jahren populär war, ohne dabei auch nur annähernd altbacken rüberzukommen. Dieses Kunststück vollbringen Somebody’s Child in gut drei Minuten, die flott nach vorne gehen, die herrliche Melodien in sich tragen, die von einem possierlich pulsierenden Refrain leben. Am anderen Ende des Albums wartet das funkelnde „We Could Start A War“, dessen vorwitzige Tanzbarkeit ebenfalls sofort ins Ohr geht. Gitarren treffen Synthesizer, Godfrey singt sich in einen Rausch, das große Finale macht verdammt viel her.

Je weiter man sich in diese Platte hineinwagt, desto vielschichtiger wird sie. So strahlt „Give It Up To Love“ eine gewisse Melancholie aus, die wunderbar mit dem warmen Basslauf harmoniert und der Präsentation ein ordentliches Maß an Gravitas verleiht. Hingegen stellt „You Know What“ die singende, fieberhafte Gitarre in den Mittelpunkt und bastelt ein lebensbejahendes, tanzbares Stück Indie Pop/Rock, von dem man nicht genug bekommen kann. In „Sell Out“ ist es zunächst der treibende Bass, der alles überstrahlt, bevor ein gewaltiges Post-Britpop-Arrangement wundervoll schrammelnden Gitarren die Führung überlässt.

Letztlich vergehen diese 40 Minuten viel zu schnell, was mit Sicherheit die einzige echte Schwachstelle dieser Platte ist. „Somebody’s Child“ holt nostalgische Klänge geschickt in das Hier und Jetzt, macht richtig viel Spaß und arbeitet zugleich in Windeseile eine eigene Identität für Godfrey heraus. Sein neuer Solo-Schauplatz setzt vertraute Klänge neu zusammen, ohne sich dabei auch nur annähernd in die Abklatsch-Falle zu tappen. Nach mehreren starken Singles und EPs gehen Somebody’s Child mit diesem fantastischen ersten Album hoffentlich endlich durch die Decke.

Wertung: 4,5/5

Erhältlich ab: 03.02.2023
Erhältlich über: Frenchkiss Records (Membran)

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