Les Big Byrd – Diamonds, Rhinestones And Hard Rain

Les Big Byrd
(c) Jenny Källman

Les Big Byrd nehmen abermals einen Raum zwischen den Zeiten und Stühlen ein, der voll und ganz ihnen gehört. Die Band aus Stockholm um Joakim Åhlund und Frans Johansson widmet sich seit 2011 spacigen, psychedelischen Klängen, die auf Stimmungen und Tonalitäten ausgerichtet ist, sich gerne zu schier endlosen Jams hinreißen lässt, aber ebenso ihre Gedanken in kurze, knappe und halbwegs direkte Formen pressen kann. Ihr neuester Streich heißt „Diamonds, Rhinestones And Hard Rain“ und darf als Zusammenfassung der teils krassen Widersprüche gesehen werden, die sich auf diesem neuen Album mit Wonne tummeln.

Eingerahmt wird dieses Kleinod von zwei ellenlangen Tracks. „Mareld“ mit seinen zehn Minuten fällt als Opener fast schon kurz und knapp aus, hangelt sich bedächtig in das Epos, bevor ein geradezu krautiger Groove eingesetzt. Die tief ins Arrangement eingebetteten, mit zahlreichen Effekten versehenen Vocals dienen als zusätzliches, sonniges Instrument, während sich Les Big Byrd langsam, aber sicher einspielen. Eine vergleichsweise lebhafte Lead-Gitarre deutet Solo-Qualitäten an, wird jedoch tiefer und tiefer ins Geschehen gedrückt. Minimalistische Variationen treiben die Schleifen nach vorne, suchen und finden erhabenes Momentum.

Die seltenen kurzen Tracks zeigen eine andere Seite der Schweden. „Diamonds, Rhinestones And Hard Rain“ geht als Titelsong vergleichsweise flott nach vorne, spielt mit gängigeren Mustern und rückt den Gesang in den Vordergrund – lässig und beinahe folkig. Hingegen versinkt „Curved Light“ in einem synthestisch angehauchten, kurzen und doch effektiven Instrumental. Und dann ist da noch der zweite Gigant, der zwölfminütige Rausschmeißer „The Night Bus“, der lebhaft auf einem Bein durch die Prärie tänzelt und schließlich abhebt. Zunehmend interstellare Elemente verfremden die Grundidee auf Raten, während die Gitarre klassischen Space Rock aufgreift.

Sie wagen sich noch etwas weiter hinaus und besinnen sich doch auf das Wesentliche: Der gelebte, kultivierte Widerspruch des Albumtitels lässt den neuen Longplayer des Quartetts aus der Hauptstadt Schwedens weiter und weiter anwachsen. Ja, „Diamonds, Rhinestones And Hard Rain“ verzichtet gerne mal auf einen roten Faden und lässt sich stattdessen viel lieber treiben. Gerade das ist aber das Kunststück eines von vorne bis hinten unterhaltsamen Albums, das sich freien Formen bedient und diese auf ureigene Weise interpretiert. Maschinelle Rhythmen, spacige Jams und psychedelische Ausritte statten eine kleine Schönheit aus, die gerne vor den Kopf stößt und daran große, hörenswerte Freude findet.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.03.2024
Erhältlich über: Chimp Limbs Recordings (Bertus)

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