Nikki Lane – Denim & Diamonds

Nikki Lane
(c) Jody Domingue

Nikki Lane hatte genug. Nach drei Alben und unzähligen Konzerten blieb die ‚Highway Queen‘ gerne zuhause. Auf neue Musik hatte sie keine Lust, der Tour-Alltag fehlte ihr ebenso wenig – stattdessen arbeitete sie unter anderem mit Spiritualized und Lana Del Rey. Dann tauchte plötzlich Josh Homme auf. Aus langen Telefonaten in der Isolation entwickelte sich der Drang, gemeinsam Musik zu machen. Lane hatte ein paar Songs auf der hohen Kante, Homme produzierte, die prominente Backing-Band umfasste Mitglieder seiner Queens Of The Stone Age, der Arctic Monkeys und Autolux. „Denim & Diamonds“ schlägt abermals die Brücke zwischen Rock, Country und Americana.

Der Titeltrack „Denim & Diamonds“ klingt laut Lane am stärksten nach Homme, und das lässt sich nicht von der Hand weisen. Hier schimmert die vertraute Wüstengitarre durch, bloß in gemächlichere, zuweilen poppige Gefilde eingebettet. Ein Hauch Sheryl Crow ist ebenfalls dabei, Lane flucht ein wenig und das abgehangene, zugleich freundliche Arrangement brennt sich zwischen Schalk im Nacken und fluffigem Riff sofort ein. Hingegen entwickelte sich „Pass It Down“ aus einem Gespräch über Lanes Vater und ihre streng religiöse Erziehung. Hier kommt der Folk durch, der Track lässt sich prima mitsingen, gibt sich sehr klassisch und doch modern.

Überhaupt lebt dieses vierte Studioalbum von Gegensätzen, und „Good Enough“ bringt diese auf wundervolle Weise zum Ausdruck. Die klassische Outlaw-Rolle spielt mit, zugleich geht es rockig nach vorne, während das Storytelling im Langformat besonders aufblüht – eine weitere spannende Facette. Auch das eröffnende „First High“ macht Laune, ist rockig und poppig, wobei gerade der pulsierende Basslauf wunderbar auffällt. Die lässigen Claps von „Black Widow“ treiben den bluesigen Rocker an. Tatsächlich klopfen hier ZZ Top kurz an – unerwartet, aber richtig gut.

Zwar erfindet sich Nikki Lane auf ihrem Album-Comeback nicht neu, beschreitet dennoch frische Pfade. Josh Homme bringt vertraute Klänge ein, ohne sich aufzudrängen, lässt der Highway Queen jedoch jeden Freiraum, um zurück in den sprichwörtlichen Sattel zu finden. Knackige Rocker, poppige Melodien sowie klassische, urtypische Country-, Folk- und Americana-Tracks bringen alles mit, was man sich von Lane erwartet und erhofft. Mit frischer Kraft und kreativem Elan meldet sie sich in starker Form zurück; als wäre sie nie weg gewesen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 23.09.2022
Erhältlich über: New West Records (Bertus)

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