Mutes – …buried where you stand
Einmal mehr nehmen Mutes Anlauf für den ganz großen Wurf. Das Trio aus Birmingham steht für allerlei Post-Charme, der sich weit über den Punk erstreckt. Noise- und Alternative-Weisheiten gehören für die Meister der rohen Zugänglichkeit ebenso dazu und machen sie seit geraumer Zeit zum Geheimtipp. Vielleicht ändert sich das nun, denn auf „…buried where you stand“ dürfen mehr Ideen und Einflüsse denn je aktiv mitmischen, während sich die Briten außerdem eingängiger und doch kratzbürstiger als zuletzt zeigen.
Diese Fülle vermeintlicher Widersprüche ergibt letztlich verdammt gute Musik. Mit dem einleitenden Sechsminüter „Transparency“ trennen sie jedoch gleich zu Beginn die Spreu vom Weizen. Der frontale, aggressive Ansatz spielt mit Noise und No Wave, lässt in der zweiten Hälfte aber ebenso Platz für krautige Ausflüge und charmante Psychedelia. Gefühlt machen Mutes gleich mehrere Metamorphosen durch, weswegen das anschließende „Televangelist“ so verwundert. 135 Sekunden Noise, Punk, Aggression und verhaltenes Harmoniebedürfnis bemühen ein komplett anderes Extrem. Auch das geht erstaunlicherweise auf.
Mit fortlaufender Spieldauer entfaltet diese Platte ihre ganz besondere Eigendynamik. Da wäre beispielsweise „Perfumed Corpse“, das den krautig-psychedelischen Weg intensiviert, mehr wagt und in diesem forschen, dennoch hochgradig melodischen Umfeld auf beste Weise einlullt. „Spiders Again“ entschlackt und drängt in Richtung Indie sowie Alternative. Das lässige, schammelnde Auftreten macht Laune. Wer es hingegen laut und kauzig mag, lässt sich von „Mere Slaughter“ die Fresse polieren – eine wütende, frontale Attacke mit Noise- und Post-Hardcore-Flair. In „Great White Nothing“ darf großer Rock auf kleine Distortion treffen, Harmonien inklusive.
Viel wagen und noch mehr gewinnen – so oder so ähnlich könnte das Motto dieses Albums lauern. Mutes reißen letzte Grenzen ein, gerade was Post-Punk-Limitierungen betrifft, und tun sich damit etwas Gutes. „…buried where you stand“ fällt im besten Sinne kurios und eigensinnig aus, ist noisige Wutprobe und psychedelische Sinnsuche, Alternative-Schrammel-Batzen und krautige Klangforschung zu gleichen Teilen, während es rundherum einen Post-Nackenschlag nach dem nächsten hagelt. Eine von vorne bis hinten verdammt starke, aufregende und wohlig sperrige Platte mit begleitender Eingängigkeit unterstreicht abermals die besonderen Qualitäten einer Band, die eigentlich längst viel größer sein sollte.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 17.05.2024
Erhältlich über: No Sound Records
Facebook: www.facebook.com/mutesuk