Sooma – Drü

Sooma
(c) Pascal Burger

Keine Sprachverwirrung, dafür mit ordentlich Konsequenz nach vorne: Sooma aus Zürich hatten immer schon Bock auf etwas sperrigere Klänge, im Großen und Ganzen rund um Post Punk und Noise Rock angesiedelt. Ihr drittes Album sollte musikalisch nicht nur etwas ausladender, proggiger gestaltet werden, sondern zugleich die sprachliche Vielfalt ihrer Heimat reflektieren. Die drei Herren nennen den Drittling „Drü“ (Schweizerdeutsch für ‚Drei‘) und halten alle Texte auf … Französisch. Noch Fragen?

Hoffentlich nicht, denn der wilde wie faszinierende Sound wirft letztlich nur noch mehr davon auf. „Merle“ steht stellvertretend für den Wahnwitz dieser Platte, rastet aus und geht doch ins Ohr. Die quengelige Gitarre, der dröhnende Basslauf, die frontalen Drums mit Hardcore-Flair, dazu die mal gedankenverlorenen, mal explosiven Vocals – was hier genau passiert, lässt sich nicht so einfach sagen, doch macht die wilde Mischung Laune. Auch das zunächst sprintende, dann verspielte „Tout le sable“ weiß im leicht durchgeknallten Spannungsfeld zwischen Genie und Wahnsinn zu unterhalten. Sehnsüchtige Schreie aus der Tiefe der Seele treffen auf Ominöses und Gespenstisches.

Überhaupt lebt dieses Album von seiner unterhaltsamen Eigentümlichkeit, die bereits der Opener „D’être là“ gekonnt lostritt. Holpriger Punk-Esprit, ein Ritt durch die Post-Echokammer und sich gefühlt widersprechende Gitarrenparts reiten durch 155 abgedrehte, sympathische Sekunden. Danach gibt sich „Vouloir danser“ erstaunlich düster und unbequem, dreht sämtliche Noise-Regler kräftig nach oben und rastet immer wieder am Stand aus. Hier brodelt es von der ersten bis zur letzten Sekunde, von starkem Zaudern begleitet. Der düstere, apokalyptische Post-Punk-Ausritt „Sale“ stimmt schließlich eine weitere packende Facette an.

Was hier ‚passiert‘, ist gewiss nicht einfach, doch ist es einfach gut. Sooma bleiben ihrem Sound treu, erweitern diesen punktuell und landen damit einen Volltreffer. Natürlich bleibt hier einiges noisig und (post-)punkig, doch stimmen Abwechslung und Ausreizung der Möglichkeiten auf „Drü“ mehr denn je. Die Schweizer spielen gekonnt mit Stimmungsbildern, zwischen Melancholie, Düsternis, Wut und nahezu euphorischem Tiefgang angesiedelt, geben sich ab und an poppig bis proggig, lassen zudem sympathische Indie-Weisheiten zu. Alles zusammen ergibt ein hochgradig unterhaltsames drittes Album, das mit Sicherheit noch lange nachhallen wird.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 03.05.2024
Erhältlich über: Gluttony Records

Website: www.soomaband.com
Facebook: www.facebook.com/soomaband