CIEL – Rather Be Alone

CIEL
(c) Julia Nala

Vor einigen Jahren an der britischen Südküste gegründet, haben CIEL das Zeug für den ganz großen Wurf. Mehrere Kleinformate, BBC-Airplay sowie gemeinsame Tourneen mit Blood Red Shoes und Pale Blue Eyes sprechen eine deutliche Sprache. Obendrein haben sie bereits ihre zweite EP in diesem Jahr am Start, und die ist keinesfalls eine Sammlung von Outtakes. „Rather Be Alone“ bemüht einmal mehr den fuzzigen Indie-Sound des Trios, der von Düsternis und Schwere, aber auch von poppig angehauchtem Feingefühl geschickt unterstrichen wird.

Das eröffnende „Circles“ beginnt mit einer störrischen Gitarre, die jedoch schnell Platz für hibbelige Strophen macht. Treibende Drums, frontaler Basslauf, dazu die nur auf den ersten Blick lieblich wirkende Stimme der gebürtigen Niederländerin Michelle Hindriks – all das führt zu einem großen, leicht dissonanten Refrain, der die Shoegaze- und Goth-Einflüsse des multinationalen Trios auf den Punkt bringt. Danach bemüht „Pictures“ Distortion und Hall, nimmt ein paar 80s-Synergien mit und wirft im Hauptteil bittersüße Weisheiten ab – vorwitzig und doch scharfkantig präsentiert.

Kleinere Widersprüche gehören zum Sound von CIEL, wie „Shut In My Body“ recht lässig zeigt. Der forsche, punkig angehauchte Track mischt den feinsten Hauch von Synthetik in seinen Hauptteil und fährt damit verdammt gut. Wave-Punk und fuzziger Indie machen Laune, nach gut zwei Minuten ist der Spaß schon wieder vorbei. Das abschließende „Talk“, zugleich als erster Vorbote ausgekoppelt, scheint die Wogen zunächst glätten zu wollen, doch wohnt dieser scheinbaren Freundlichkeit eine hochgradig spannende Unruhe inne. Der Wellenbrecher wird mit wachsender Begeisterung zerlegt, während die Gitarre durch die Indie-Disco tanzt.

Vier Songs in elf Minuten, jeder ein Volltreffer: CIEL haben nicht vor, das Indie-Rad neu zu erfinden, bemühen stattdessen wohl dosiert eingesetzte frische Akzente mit wachsender Begeisterung und schreiben kleine Rohdiamanten, die sich einbrennen. „Rather Be Alone“ hat die Hits, die raue Präsentation, die süßlichen Melodien und den düster angehauchten doppelten Boden, der mitten aus dem Leben gegriffen wirkt. Die zweite bärenstarke EP in Folge binnen gerade einmal fünf Monaten macht deutlich, dass CIEL zweifelsohne das Zeug zum ganz großen Wurf mitbringen. Wie das wohl auf Albumlänge klingen mag?

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 24.11.2023
Erhältlich über: Jazz Life / V2 Records

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