Melody’s Echo Chamber – Unclouded

Ihre Musik, so Melody Prochet, bewegt sich stetig in einer Art Schwellenzone zwischen Realismus und Fabeln. Es ist diese unwirkliche Unmittelbarkeit, die ihre Releases als Melody’s Echo Chamber seit dem Einstand 2012 auszeichnen. Die französische Musikerin vertritt eine ganz eigene, im besten Sinne unnachahmliche Art von Psychedelic Pop, verträumt und doch konkret, die zu schier endlosen Gedankenreisen einlädt. Für ihr erstes Album seit dreieinhalb Jahren holte sie sich unter anderem Mitglieder von Wunder und Dina Ögon als Session-Musiker und Co-Songwriter an Bord sowie Malcom Cotto, der unter anderem bereits für DJ Shadow und Madlib zu den Drumsticks griff. „Unclouded“ schwebt über den Wolken.
Cotto ist es letztlich, der dieser Platte ein ganz besonderes Flair verleiht. Seine Drums vereinen Elemente von Jazz und HipHop, konzentrieren sich auf das Wesentliche, setzen auf Leichtigkeit und halten doch alles zusammen. Das zeigt sich in Episoden wie „Broken Roses“, wo die Instrumentierung ansonsten betont verträumt und gedankenverloren durch die Szenerie wandelt, wo selbst der Gesang von beiläufiger Unwirklichkeit ist. Pointiertes Drumming sorgt für Ordnung, speziell wenn in weiterer Folge verwaschene Streicher hinzukommen. In „Into Shadows“ geht es erstaunlich groovend vor sich, fast tanzbar und doch exakt so, wie man sich das von Melody’s Echo Chamber erwartet – eine ganz spannende Wendung.
Spannend ist auch das abschließende „Daisy“, gemeinsam mit Leon Michels (der unter anderem mit Wu-Tang Clan und Norah Jones arbeitete) sowie Jens Jungkurth von El Michels Affair zu einem leuchtenden, fast geradlinigen Popsong mit feinen Widerhäkchen gemacht. Alles hieran schimmert in sämtlichen Regenbogenfarben, der Track nistet sich im Ohr ein. Im Vergleich dazu ist „Childhood Dream“, der einzige Song über drei Minuten, unnahbar und den Wolken entwachsen. Unbändige Leichtigkeit und vorwitzige Melodik machen sich breit. Hingegen mutet „Burning Man“ geradezu forsch und direkt an, tänzelt in den Vordergrund und driftet in herrlich wundersame Psychedelia ab.
Einmal mehr ist Melody Prochet in ihrer ganz eigenen Welt, einmal mehr besucht man sie dort sehr, sehr gerne. „Unclouded“ profitiert natürlich von einem fantastischen Team hinter der Platte, ob an den Instrumenten, an den Reglern oder beim Songwriting-Prozess, verleiht dem Geschehen die nötige Würze und kann gerade auf rhythmischer Ebene unfassbar mitreißen. Die Protagonistin selbst sorgt für die nötige Magie, bricht psychedelische Welten auf, lädt zum Ritt auf der eierlegenden Schwellenwollmilchsau ein und verschwimmt schließlich mit der Szenerie. Das ist eben Melody’s Echo Chamber, eine halbe Stunde bezaubernder Eskapismus der hypnotisierenden Sorte.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 05.12.2025
Erhältlich über: Domino Records
Website: melodysechochamber.com
Facebook: www.facebook.com/MelodyProchet
