Mother Mother – Nostalgia

Mother Mother
(c) WMG

Die überaus produktiven kanadischen Indie-Veteranen Mother Mother präsentieren ihr bereits zehntes Studioalbum seit 2007. Das ist in vielerlei Hinsicht beeindruckend – nicht nur, dass das Quintett unheimlich produktiv ist, es stimmt zudem eigentlich immer die Qualität. Exakt das bleibt auch jetzt so mit einem Album, das laut Sänger und Gitarrist Ryan Guldemond kreative Unbekümmertheit ein Stück zurückerobert, so vielschichtig wie möglich ausfällt und zugleich gefühlvoll unterwegs ist. Klingt nach einer kräftigen Ansage – für „Nostalgia“ alles andere als ein Problem.

Gerade der Opener macht nostalgisch, denn „Love To Death“ schwirrt als Demo bereits seit über 15 Jahren durchs Netz und wurde erst jetzt komplettiert. Dreieinhalb herrlich kauzige Minuten docken bei den Scissor Sisters an, aber auch bei Panic! At The Disco, spielt mit Indie Pop und sind doch Mother Mother in Reinkultur – Ohrwurm-Weirdness, schräg und sympathisch zugleich. Danach geht das forsche „Make Believe“ erst einmal nach vorne, zerlegt das eigene Arrangement im Entstehen und schüttelt die nächste Hook aus dem Ärmel. Das starke eröffnende Trio rundet „Station Wagon“ ab – erst akustisch, dann luftig und butterweich, aber stets beseelt.

Mother Mother wollten ihre Songs dieses Mal atmen lassen, was immer wieder gelingt. Ähnliches schafft „little mistake“ mit seiner herzensguter Melodie, die mit einer gewissen Schwere kollidiert. Irgendwo zwischen Lust, Frust und Doppelmoral platziert sich „FINGER“, urkomisch und bissig zugleich. Sinnlich, lautmalerisch und explizit – die perfekten Zutaten für die schnelle Reise nach Dresden. Hier gibt es nichts „To Regret“, wenngleich das mit Folk und Chamber-Pop spielende Finale zu bewegen weiß. Das drängelnde und doch understatete „Better Of Me“ liebt seine Explosivität. Urplötzlich branden mächtige Alternative-Gitarren auf, die Vocals überschlagen sich. Kann man so machen.

Streng genommen kann man das nicht nur, man soll es auch tun, denn was Mother Mother auf diesem runden Jubiläumsalbum abziehen, ist – wenig überraschend – großes Kino. Tatsächlich gehen die Kanadier gelegentlich einen Schritt zurück, lassen die Musik schon mal etwas atmen und büßen doch rein gar nichts an Weirdness und Ohrwurmfaktor ein. „Nostalgia“ liebt die komplette, ja sogar rücksichtlose Überforderung, zerrt stetig in alle möglichen Himmelsrichtungen und chillt im richtigen Moment gekonnt. Herausgekommen ist eine weitere Sammlung kleiner Perlen zwischen Indie Rock und Odd-Pop, die ein Schmunzeln auf die Lippen zaubern und die Klasse des Quintetts erneut unterstreichen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 06.06.2025
Erhältlich über: Warner Music

Website: www.mothermothersite.com
Facebook: www.facebook.com/MotherMotherBook