Lathe Of Heaven – Bound By Naked Skies

Lathe Of Heaven
(c) George C. Gildersleeve

In New York geht ein neuer Stern am Post-Punk- und New-Wave-Himmel auf. Lathe Of Heaven versuchen gängige Genre-Klischees zu vermeiden, bevorzugen offenkundig rauere Klangwelten und mischen zudem Science-Fiction-Ideen unter ihre Texte. Auf ihre mehrfach aufgelegte und ausverkaufte Demo folgt nun ein erstes Album bei Sacred Bones. „Bound By Naked Skies“ überrascht durch Härte, Schwere und Kälte, begleitet durch eine bekömmliche Eigentümlichkeit, die nicht nur das etatmäßige Präfix in der Luft zerreißt.

Ein Fünfminüter als Einstiegshürde, der noch dazu butterweich wirkt? „At Moment’s Edge“ verwirrt erst einmal und lässt doch schnell erkennen, dass bei Lathe Of Heaven einiges anders ist. Cold Wave und Gothic Rock mischen mit, zugleich brodelt es unter der Oberfläche. Ja, die melodischen Texturen sind vom Feinsten, doch zeichnet sich hier bereits nervöse Energie ab, die ins hektische „Ekpyrosis“ führt. Die New Yorker erhöhen die Schlagzahl und treten eine raue, zugleich eingängige Mini-Hymne los, die entfernt an frühe Killing Joke erinnert. Schon jetzt läuft das Fass über, schon jetzt breitet sich Chaos aus.

Mit zunehmender Spieldauer fährt das Tempo rauf, begleitet von raueren Punk-Anteilen. „Entropy“ schwingt 137 Sekunden lang die Fäuste, Wave-Anteile hin oder her, während die kultivierte Hässlichkeit von „Genome“ sämtliche Sinne gleichzeitig torpediert. Ist das immer noch die Band des treibenden, melodischen Auftakts? Düster-poppige Texturen tauchen immer wieder auf, unter anderem im schleppenden „Moon-Driven Sea“, so desolat und post-apokalyptisch wie einnehmend. Auch das folgende „The Breaking Strain“ hat davon genug zu bieten, bloß auf hibbeligste Weise. Und mit „Heralds Of The Circuit-Born“ hält Endzeitstimmung schließlich Einzug in New Wave-Gefilde.

Dass hier unter anderem ein Faible für die Post-Punk-Visionen aus dem hohen europäischen Norden besteht, lässt sich nicht von der Hand weisen. „Bound By Naked Skies“ ist sein ganz eigenes Biest und findet eine spannende Rolle inmitten des ewigen Wahnsinns des Seins. Zwar legt das Quartett aus New York seine musikalische DNA offen, verquirlt diese jedoch so gekonnt, dass daraus eine ganz eigene Ursuppe entsteht. Lathe Of Heaven wissen, wie sie zu klingen haben, und ziehen ihren kurios anmutenden Stiefel konsequent durch. Zwischen beißender Härte, düsterer Magie und weichen Texturen braut sich Großes zusammen.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 01.09.2023
Erhältlich über: Sacred Bones Records (Cargo Records)

Bandcamp: latheofheaven.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/lathe_of_heaven_nyc