Peter Fox – Stadtaffe
Da ist es nun also: Peter Fox erstes Solo-Album. Bereits sein Kollege Boundzound bewies vor einigen Monaten, dass ein Seeed-Mitgleeed auch ganz gut ohne seine Kollegen auskommt. Nun ist Peter Fox aber auch DIE prägnante Stimme, die man mit Seeed verbindet. Wie sehr unterscheidet sich also sein erstes Solowerk „Stadtaffe“ von den Songs seiner Elf-Mann-Kombo? Die Antwort ist einfach: vollkommen und rein gar nicht.
Wie bei Seeed besitzen die meisten Songs einen wahnsinnig mitreißenden und tanzbaren Beat und erhalten eben vor allem durch Peters Stimme einen unab-ding-baren Seeed-Charakter. Jedoch fehlt vor allem durch das Hinzuziehen des Babelsberger Filmorchesters ein wenig der Raggae-/Dancehall-Touch der alten Seeed-Platten. Gerade hierdurch gelingt Peter Fox aber eine enorm atmosphärische Umsetzung der Songs. So kann man die Stücke oftmals nicht nur anhören, sondern sie beinahe fühlen. Sei es der gespürte Zug, in dem man sich bei „Lok auf 2 Beinen“ befindet, oder die herrlich düstere Atmosphäre bei „Das zweite Gesicht“, welches sich optimal für die herannahende Helloween-Zeit eignet. Genial ist in dieser Hinsicht auch der Song „Fieber“, in dem die krankhafte Hitze nur so zu stehen scheint und der sich textlich gelungen mit der nahenden Klimakatastrophe auseinander setzt. Des Weiteren werden auf „Stadtaffe“ auffallend häufig Vergleiche der Menschen mit Affen verwendet, vor allem natürlich im Titeltrack. Ebenso spielen Steine, gerade bei der herzergreifenden Ballade „Ich Steine, Du Steine“ eine wichtige, geradezu literarische Rolle. Klar aber, dass auch bei Peter Fox Solo-Projekt das Thema „Berlin“ eine zentrale Rolle spielen muss. So steht die Stadt bei „Schwarz zu blau“ thematisch im Mittelpunkt.
Neben den inhaltlich sehr ausgefeilten Songs findet man auf „Stadtaffe“ aber natürlich auch den einen oder anderen Shaker. Gerade „Der letzte Tag“ und „Schüttel Deinen Speck“ sind äußerst tanzbar und gehen sofort ins Bein. Auch der Song „Zucker“, ein interessantes Duett mit Sängerin Vanessa Mason, hat neben einem lustigen Text auch einen groovenden Beat zu beaten und dazu noch einen mörderischen Killer-Refrain. Generell haben sich unter den zwölf Tracks eine ganze Horde Ohrwürmer versteckt, ganz zu Schweigen von den beiden bekannten Single-Veröffentlichungen „Alles Neu“ und „Haus am See“.
Mit „Stadtaffe“ hat Peter Fox also – um bei seinen Bildern zu bleiben – sich weder zum Affen gemacht, noch seiner Karriere Steine in den Weg gerollt. Das Orchester mit samt Trompeten, Streichern und Drums kommt vor allem bei „Alles neu“ und „Der letzte Tag“ mächtig zum Einsatz, zieht sich aber wie ein roter Faden durch das Album und sorgt bei den meisten Songs durch den mehr oder weniger dezenten Einsatz für ein tolles Klangerlebnis.
VÖ: 26.09.2008
Downbeat (Warner)
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