Silas Short – LUSHLAND

Silas Short
(c) Aaron Alan Mitchell

Willkommen in Lushland, dem emotionalen und spirituellen Zuhause von Silas Short. Im Jahr 2021 inspirierte ihn ein entscheidender Verlust, Chicago zu verlassen. Während er ‚physisch‘, wie es in seiner Bio so schön heißt, mittlerweile in Los Angeles residiert, so ist sein imaginärer Zufluchtsort von der intensiven Auseinandersetzung mit der eigenen, teils widersprüchlichen Gefühlswelt geprägt. Entsprechend heißt Shorts erstes Album ebenso „LUSHLAND“ und befasst sich mit unterschiedlichen Neuanfängen, begleitet von komplexen und komplizierten Emotionen, die in einen stilvollen Mix aus RnB, Funk und feinsinnigen Beats gekleidet werden.

Ein Neuanfang kann eine gute Sache sein, das soll unbedingt hervorgehoben werden. „ILIKEU“ lässt exakt das mitschwingen und adressiert den Schwarm mit funkigen Tönen und Shorts elektrisierender, dennoch angenehm sanfter Stimme – nach dem verwaschenen, betont unwirklichen Intro „JUSTA DREAM“ eine Wohltat. Die Kehrseite der Medaille liefert „PASS ON BY“ und thematisiert Trennungen mit knackigem Beat und smartem RnB inklusive Falsett-Ansätzen. Pure Smoothness arbeitet sich an dieser nicht zum letzten Mal schwierigen Gefühlswelt ab, in der es nicht nur unter der Oberfläche ordentlich brodelt.

Hingegen lehnt sich „GUY“ zurück, wenngleich die Abhandlung über Herzschmerz und unerwiderte Liebe zu dieser gemächlichen, stilvollen Präsentation eigentlich gar nicht so recht passen will. Derlei Spagatversuche stehen Silas Short prima zu Gesicht, wie auch die Klangcollage „WOLF’S BLESSING“ mit auffälligen Scratches und lebhafter Beat-Formation, bevor das Kartenhaus kollabiert. An Bord des „L-TRAIN“ zieht nicht nur die Landschaft vorbei, sondern auch die Menschen. Sie beobachtet Short, begleitet von verwegenem Sprechgesang, dessen Understatement ebenso prima ins Bild passt wie die endlose Nostalgie von „LIKE A CHARM“, ein weiteres gefühlvolles RnB-Meisterwerk.

Überhaupt ist dieser Einstand voller kleiner und großer Perlen, die geschickt ineinanderfließen und das Worldbuilding der Fantasiewelt gekonnt, hochpräzise ausarbeiten. Unbeschwert geht es in „LUSHLAND“ allerdings nur selten zu, denn diese Neuanfänge sind viel zu often mit (losen) Enden verbunden; Enden, die nicht immer eine schöne Sache sein müssen. Jedoch bringt eben jene Dynamik des Unvorhersehbaren und zugleich Lebensechten die Qualität der knapp 40 Minuten prima auf den Punkt. Silas Short schüttelt seine kleinen, anthologisch angehauchten Episoden aus dem Ärmel, experimentiert mit der Musik und mit seiner Stimme, und bastelt daraus einen Einstand, der mit Herz und Hirn noch lange nachhallt.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 25.04.2025
Erhältlich über: Stones Throw Records

Bandcamp: silasshort.bandcamp.com
Instagram: www.instagram.com/silas_short