MTV got Rickrolled

Die Macht des Internet will nicht unterschätzt werden. Das weiß nun wohl auch MTV, dass seinen ganz eigenen Rickroll erfahren hat. Rick Astleys Kür als „Best Act Ever“ war die logische Krönung einer Veranstaltung, die mit langweiligen Performances, irrelevanten Preisen und erneut unverständlichen Gewinnern dem amerikanischen Mutterschiff in punkto Belanglosigkeit locker Konkurrenz machen konnte.

Katy Perry führte durch den Abend in Liverpool, war irgendwo zwischen naturtrüb und gesund angeschiggert. Klingt komisch, ist aber so. Wie eine Comicfigur spielte sie mit Bananen. Ergebnis: Ständige Warn-Einblendungen von MTV, dass es sich hierbei um eine Liveshow handelte. Wo war eigentlich Russell Brand, wenn man ihn braucht? Einfach die BBC fragen…

Der latente Wahnsinn der Damenknutscherin – manche Menschen müssen einfach nicht live singen – tat der angestaubten Veranstaltung gut. Performances von Kanye West (warum Gesang?), Beyoncé (toller Typ) und Kid Rock (wo ist Pam, wenn man sie braucht?) waren für den Hugo. Immerhin, die Ting Tings, die Killers und auch P!nk (mit einer gewaltigen Kissenschlacht) konnten halbwegs überzeugen.

Und dann waren da die obligatorisch unverständlichen Award-Vergaben. Tokio Hotel stechen Metallica und Konsorten im Live-Bereich aus (nur um später von Perez Hilton herrlich durch den Kakao gezogen zu werden). Britney Spears war offensichtlich die Künstlerin 2008 und hat noch dazu das beste Album mit „Blackout“ abgeliefert, winkt aber nur freundlich per Video-Botschaft. Das noch relativ frische „So What“ von P!nk ist Song des Jahres und 30 Seconds To Mars sind die Helden des Rock. Immerhin, das beste Video haben sie sich mit „A Beautiful Lie“ beinahe verdient, von Weezer mal abgesehen. Und Kanye West? Durfte dieses Mal nicht schmollen. Schade…

Warum ein unbekannter türkischer Künstler „Best European Act“ wird, ist eine andere Frage. Migration sei Dank, dem Internet ebenfalls. Natürlich kein Liverpool ohne Beatles, Paul McCartney wurde für sein Lebenswerk geehrt. Der Elder Statesman bei MTV? Surreal. Wie auch Rick Astley, der ultimative Rickroll. Sticht Tokio Hotel (gut, eigentlich der bessere Rickroll), U2 und Britney Spears aus, taucht nicht auf. Das Internet trägt einen der Ihren zum Sieg, führt das Voting-Prozedere des ehemaligen Musiksenders ad absurdum.

Dennoch, es wird sich 2009 wenig ändern. Sämtliche Awards werden wieder umgeschmissen, durch hirnrissige Voting- und Nominierungsprozesse von irrelevanten Künstlern gewonnen. Einzig die Video-Kategorie selbst lässt auf Besserung hoffen, hier tauchen schließlich richtige Perlen auf. Kein Wunder, dass man beruhigt zur gleichen Zeit Popstars ins Rennen geschickt hat. Unstrukturierte Show, Musik im Hintergrund, unverständliche Gewinner und eine Banane – kann mal jemand Ray Cokes ausgraben?