Samy Deluxe – Dis wo ich herkomm
Es wird persönlich bei Samy Deluxe. Nach dem kurzzeitigen Comeback von Dynamite Deluxe – mittlerweile leider wieder still gelegt, dennoch sind Dynamite und Tropf auf der neuen Samy-Platte wieder mit dabei – und der methodischen Schrumpfung seines Labels Deluxe Records setzt es ein neues Soloalbum. „Dis wo ich herkomm“ ist das mit Sicherheit persönlichste Album des Hamburger Rappers. Es geht um Herkunft, Aufwachsen ohne Vater, Selbstfindung, Fremdheit im eigenen Land und Vorbildwirkung für seinen Sohn.
Besagter Junge darf seinen Papa vorstellen, der sich über ein kurzes Intro Richtung Titeltrack hangelt. Hier philosophiert er über die Gefahren des Nationalstolzes, über das schwere Erbe der Nazivergangenheit und Fremdheit im eigenen Land. Hier knüpft „Wer ich bin“, in dem sich Samy vorstellt und seine eigene Persönlichkeit analysiert. In „Vatertag“ arbeitet er die eigene Vergangenheit auf und erklärt, wie er sich von seinem biologischen Vater vernachlässigt fühlt, nicht ohne gleichzeitig auf Vater Staat und Gott Vater zu schimpfen. „Oma Song“ – eine Hommage an Samys verstorbene Großmutter, der er für jahrelange aufopferungsvolle Sorge dankt.
Längst aber hat ihn die Gegenwart eingeholt – „Wir sind keine Kinder mehr“ (mit Xavier Naidoo, Alexandra Prince und Nadja Benaissa im Chor). Als „Superheld“ für seinen Sohn realisiert der Rapper, dass es keinen Superman von dunkler Hautfarbe gibt. Ausgangspunkt dafür, dass man auch als deutscher Junge mit anderer Hautfarbe Schwierigkeiten haben kann. Man fühlt sich natürlich ab und an fremd, muss aber weiter machen – der „Blick nach vorn“. Die Vergangenheit muss ruhen, einzig Gegenwart und Zukunft zählen. Es braucht Liebe („Deshalb“) und Musik („Musik um durch den Tag zu komm“), um dieses Leben zu meistern.
Neben durch die Bank ansprechende Texte hat „Dis wo ich herkomm“ vor allem abwechslungsreiche Arrangements zu bieten. Ob HipHop, Street, Reggae, Dancehall, Swing, Jazz oder Ballade, Samy Deluxe wirkt souverän. Sein Soloalbum bietet einen höchst interessanten Einblick in Leben und Wirken des Rappers und Vaters, ohne sich voyeuristisch zu fühlen. Hier lebt und atmet die Seele eines Künstlers und Menschen.
VÖ: 27.03.2009
Deluxe Records (EMI Music)
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Bis die Sonne rauskommt