Manic Street Preachers – Journal For Plague Lovers

(c) Dean Chalkley

Große Diskussionen rund um das neue Album der Manic Street Preachers. So viel Wind, wie um „Journal For Plague Lovers“ aktuell gemacht wird, gab es um die drei Briten seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr. Nachdem der 1995 verschwundene Gitarrist Richey James Edwards offiziell für tot erklärt wurde, haben die drei Manics ein altes Notizbüchlein mit Gedichten, Prosa und kleineren Notizen des intellektuellen Bandschattens gefunden und als textliche Basis für eben jenes „Journal For Plague Lovers“ ernannt. Die Albini-Produktion soll im Geist von Nirvanas „In Utero“ agieren und damit ein wenig an „The Holy Bible“, das letzte gemeinsame Album mit Edwards, erinnern.

Der Opener „Peeled Apples“ profitiert von dieser neu gefundenen Härte, trumpft mit großspurigem Rock und einem dennoch eingängigen Refrain samt Chomsky-Referenz. Gleich dahinter wartet „Jackie Collins Existential Question Time“, einer der großartigsten Songs dieser Platte. Die Pixies winken durch diesen literarischen Exkurs mit Pop-Appeal und der großartigen Zeile „Oh mummy, what’s a sex pistol?“. Das reduzierte, kondensierte „She Bathed Herself In A Bath Of Bleach“ kommt am ehesten an Nirvana heran, wie sie auf „In Utero“ das Leben für sich entdeckt haben. Kurz aber prägnant.

Richey Edwards Textfragmente tauchen immer wieder auf, heben die Manic Street Preachers auf eine längst vermisste intellektuelle Ebene, sind eine wahre Wohltat und sorgen für kalte Schauer. Das gilt speziell für das abschließende „William’s Last Blood“, ein von Nicky Wire gesungener Prosatext, der wie eine Art Requiem klingt und in seiner melancholischen, dennoch erhebenden Instrumentierung begeistert. Auch wenn Wire nicht gerade ein Gesangstalent ist, seine fragile Stimmfarbe passt perfekt zu diesem bittersüßen Tearjerker.

Das ist allerdings nur eine von vielen faszinierenden Episoden von „Journal For Plague Lovers“. Ob die großartige Hymne „Pretension/Repulsion“, das schleppende „Doors Closing Slowly mit seiner heulenden Gitarre, oder der großspurig rockende Titeltrack – schon lange haben die Manic Street Preachers nicht mehr so erfrischend und energisch geklungen. Wahrlich ein großartiges Requiem für Richey James Edwards, mit dem die Band wie auch er hoffentlich den lange ersehnten Abschluss finden können.

VÖ: 15.05.2009
Columbia Records (Sony BMG)
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