Mariha – Another Lover
Sanft und auf eine andere Art und Weise, doch wiederum nüchtern sowie markant. Marihas Gesang besitzt etwas eigenartig Besonderes. „It Hurts“ aus ihrem Debütalbum „Elementary Seeking“ entwickelte sich 2005 zu einem feinen Radio-Ohrwurm. Viel Zeit hat man sich also für den zweiten Longplayer gelassen, der auf den Namen „Another Lover“ hört und auf welchem in gelassener Singer-Songwriter’schen Art vielerlei zwischenmenschliche Begebenheiten im Dschungel des Alltags besungen werden:
Eröffnet wird der Zweitling der 28jährigen durch das fragil wirkende „Painted“. Marihas doch liebliche Stimme vereint sich mit einer Brise deutschen Akzents, der hier und da durchaus auffallend hervorsticht. Melodiös und unscheinbar reiht sich darauf „Glowing“ an. Weniger schwermütig als die Vorgänger präsentiert sich nun das milde „Wouldn’t Have“: „freaking fresh fantastic fight“ – mit einem glücklichen Gespür für prickelnde Poesie versüßt die Wahlhamburgerin ihre Texte. Der Titelsong des Albums versprüht einen Hauch von Funk und gibt sich jazziger: „Best you go and find another lover/ this halfway that you stay/ and everytime I try to make you speak not stutter/ there is nothing you can say“. Stets angenehm und lässig arrangiert, wissen Marihas Lieder einen gewissen Charme zu versprühen. Unterstützt wurde sie dabei von den Bandmitgliedern Cluesos. Produziert wurde unter anderem von Ralf Christian Mayer, der beispielsweise bereits für Xavier Naidoo tätig war.
Verträumt – wie auch sonst – erfahren wir Marihas Visionen in „In My Dreams“. Als Soundtrack für einen ruhigen Spätsommeruntergang eignet sich die kleine Perle der Popmusik gewiss hervorragend. Während „All On Zero“ recht schweratmig vor sich hin dümpelt, gefällt „Take The Long Way Home“ gleich zu Beginn. Laut Mariha besitzen ihre Lieder je eigene Gesichter. Hier handelt sich dann wohl um das Gesicht einer Elfe, deren Tränen ihr bezauberndes Antlitz noch wundervoller erscheinen lassen. „Leaning On Love“ entpuppt sich ale eine Art atmosphärische Hypnose, welche die Gedanken Marihas zu einem Lied werden ließ.
Eine märchenhafte Melancholie verkörpert der erste Single-Vorbote „Heart Keeps Beating“: Sofort gerät man in den Bann des Songs; in die Geschichte, die erzählt wird – und vielleicht verliebt man sich sogar ein wenig in das kluge Gesicht, das einem flüchtig-leise zulächelt. „But what if I miss you?“
Ruhig verspielt schleicht sich „Never Let“ in die Gehörgänge, während im Anschluss „Raise My Head“ deutlich mehr aus sich herausgeht und durch vergleichsweise lautere Emotion versprüht. Es folgt „Don’t Wanna Party“ – ein fröhliches „Nein, Danke“, welches Mariha auf charmant, fast kokette Art und Weise verlauten lässt. Der Rhythmus steht der 28jährigen jedenfalls zur Abwechslung recht gut.
Doch wenn es am schönsten ist, soll es bekanntlich Zeit sein, Abschied zu nehmen: Dies geschieht mit dem akustischen „Stupid“, das in seiner nüchternen Zerbrechlichkeit thematisch, sowie auch musikalisch ein wenig an „It Hurts“ erinnert. Mit 2:27 ist es der kürzeste Song auf „Another Lover“, das Mariha reifer zeigt und sie als deutsche Singer-Songwriter-Artistin etablieren dürfte.
28.08.2009
Four Music / Columbia Berlin (Sony Music)
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Mariha @ Myspace