Biffy Clyro – Only Revolutions
Es war ein mehr als erstaunlicher Quantensprung, den Biffy Clyro 2007 mit „Puzzle“ hinlegten. Die schottischen Querköpfe hatten den Stadionrock entdeckt, und mit einer Reihe an Hymnen Fans und Kritiker gleichermaßen zu Begeisterungsstürmen hingerissen. War „Puzzle“ noch von einer düsteren Grundstimmung bedingt durch den Tod von Frontmann Simon Neils Mutter bedingt, so macht sich bei „Only Revolutions“ eine gewisse Aufbruchsstimmung breit.
Das Album ’nach dem Album‘ ist natürlich eine besonders schwierige Sache. Wie können Biffy Clyro mit dem neuen Druck umgehen? Biedern sie sich an die neuen Fanscharen an, oder gehen sie weiterhin ihren ureigenen Weg? Der Opener „The Captain“ lässt auf letzeres schließen. Mit Bombast in Reinkultur – wuchtige Riffs, Chöre und Bläser erinnern an ein Crossover aus Led Zeppelin und The Who – nehmen die drei Schotten den Hörer gefangen und entlassen ihn erst nach elf weiteren Perlen wieder aus der Geiselhaft.
„That Golden Rule“ beweist, dass es auch mit der Brechstange geht. Erinnerungen an die ersten Alben Biffy Clyros werden wachen, getragen von einem schroffen Riff und einem schneidenden Basslauf. Am ehesten kann noch „Cloud Of Stink“ in derlei Dimensionen vorstoßen – die großen Hymnen überwiegen deutlich. Das bereits bekannte „Mountains“ explodiert mehrfach, während „Booooom. Blast And Ruin“ freimütig Jimmy Eat World zitiert – gewogener Alternative Rock mit verstecktem Pop-Appeal.
Natürlich hat auch „Only Revelations“ wieder seine große Hymne mit dezenter Überlänge. Was vor zwei Jahren „Living Is A Problem Because Everything Dies“ war, ist nun „Bubbles“ – fünf Minuten zum Verlieben, zum Schwelgen, zum Dauergrinsen. Nur auf „Know Your Quarry“ tragen sie etwas zu dick auf, versinken dank Streichereinsatz und Weichspüler knietief im Pathos.
Vielleicht macht aber gerade diese fehlende Perfektion Biffy Clyro so sympathisch, denn wenn man von besagtem kleinen Ausfall absieht, ist „Only Revelations“ der Rock-Perfektion verdammt nahe. Große Melodien, intelligente Arrangements und der nicht zu verhehlende Mut zum Chaos sorgen für eine Fortsetzung der schottischen Festwochen und die spannende Frage, was die Zukunft bringen mag.
VÖ: 06.11.2009
14th Floor Records (Warner Music)
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