Captain Planet – Reste

Ausschussware gibt es bei Captain Planet nicht – maximal Material, das vielleicht gerade nicht auf ein Album passte oder nicht rechtzeitig fertig wurde. Das gilt natürlich auch für „Come On, Cat“, das im September 2023 die Band nach sieben Jahren Plattenpause in Bestform zurückholte. Übrig blieb laut Gitarrist Benni Sturm „ein bunter kleiner Haufen von Sachen, die nochmal gesagt werden mussten“. Frohsinn darf man sich natürlich nicht erwarten, wohl aber gewohnt wertigen, intensiven Indie-Punk, der demnächst auch wieder fleißig betourt wird. Dann ist garantiert auch der eine oder andere Track der EP „Reste“ dabei.
Gehen, bleiben oder auf das Blaulicht warten? In „Butenfeld“ ticken die Uhren anders, aber sicher nicht freundlicher. Der grimmige Opener leistet sorgsame Aufbauarbeit, doch zittert und zaudert es bereits im Gebälk. Das thematisierte Hadern führt in einen herzhaften, herzlichen Refrain, der gegen Herzlosigkeit ankämpft. Dann Leinen los: „Kreuzfahrt“ holt sich ebenfalls leicht maritime Motive an Bord und ist in seiner kurzen, schroffen Kompromisslosigkeit doch herrlich erdrückend. Ist das Gemeinsame stark genug, auch für sich alleine stehend? Es ist eine von vielen Fragen, die keine Antwort kennen, während das Schiff vorbeifährt.
Dezente Math-Anleihen zu Beginn lassen bei „Schnecken“ aufhorchen, doch bleiben komplexe Labyrinthstrukturen aus. Stattdessen verzaubert die laufende Metamorphose mit erstaunlich weichen Momenten und hymnischen Anleihen sofort. Von Leisetreterei hält aber auch „Schnitt für Schnitt“ herzlich wenig, wenngleich die etatmäßige Nachdenklichkeit, die Angst und Einsamkeit die Stirn bieten möchte, ihren Refrain hochgradig aufwühlend gestaltet. Die Katastrophe ist unvermeidbar, und sie gestaltet sich melodisch. Letztlich zerfällt alles zu „Staub“, mit herzhaftem Nachdruck versehen. Die Unwirklichkeit der Endlichkeit lässt sich von der Rhythmusabteilung tragen.
Neue Erkenntnisse gibt es nicht, die braucht aber auch wohl niemand: Captain Planet klingen nach Captain Planet, so wie sich das gehört. Jeder einzelne dieser fünf Songs, in denen es selten fröhlich zu Werke geht, kann prima für sich stehen und hat mit einer etwaigen Resterampe nichts zu tun. Der augenzwinkernde EP-Titel gruppiert gewohnte Qualität, zwischen Melancholie und herzhaftem Elan, kantig, hymnisch und harmonisch, wenn es denn gerade so geschehen soll. „Reste“ serviert gewohnt große Klasse, beißt sich noch beim ersten Durchlauf im Hinterstübchen fest und zeigt einmal mehr, warum man Captain Planet einfach gerne haben muss.
Wertung: 4/5
Erhältlich ab: 25.04.2025
Erhältlich über: Zeitstrafe (Indigo)
Website: www.captain-pla.net
Facebook: www.facebook.com/captainmeincaptain