Interview mit Airbourne-Schlagzeuger Ryan O’Keeffe
Kaum eine Band schaffte es in den letzten Jahren so gut den Geist klassischen Hard Rocks einzufangen wie Airbourne. Seit ihrem Debüt „Runnin‘ Wild“ (2008) haben sie sich allerdings über die Rolle reiner AC/DC-Jünger hinaus entwickelt. „No Guts. No Glory.“ steht für mehr Spielfreunde, einen geerdeten Sound und die fortgesetzte Findung der eigenen Identität. Drummer Ryan O’Keeffe träumt allerdings von einem Rachemord.
Euer Debütalbum "Runnin' Wild" war für euch ein wahrer Kickstart in die Welt des Rock'n'Roll. Rückblickend, wie zufrieden bist du heute mit diesem Album?
Ich würde daran nichts ändern, denn ich schätze sehr wofür es steht und was es für uns getan hat. Es ist eine gute Einführung in das Schaffen von Airbourne.
Wann war für euch die Zeit gekommen wieder ins Studio zu gehen und neues Material aufzunehmen?
Vermutlich hätten wir „Runnin‘ Wild“ etwas länger betouren können, aber wir wollten unbedingt ein neues Album aufnehmen. Nun haben wir wesentlich Material und können 2010/11 ausgiebig betouren. Erste Ideen gab es bereits auf Tour – überhaupt gibt es bereits Ideen für das dritte Album, seitdem wir mit den Aufnahmen für „No Guts. No Glory.“ fertig sind. Auf der kommenden Tour werden wir sicher weiteres Material sammeln und uns irgendwann 2011, wenn wir wieder zuhause angekommen sind, zusammensetzen und uns alles anhören.
Wie seid ihr an Produzent Johnny K gekommen und wie war es mit ihm zu arbeiten?
Er hat dafür gesorgt, dass wir unser Album gemeinsam als Band einspielen auf diesen alten analogen Geräten. Wir sind gemeinsam in einem Raum gestanden und haben die Songs aufgenommen. Johnny hat in den Staaten vor allem mit Metal- und kaum mit Rockbands gearbeitet. Er hat uns auf Tour gesehen und uns mehr oder weniger gesagt, dass er das nächste Airbourne-Album produzieren will. Die nötige Leidenschaft hat er also mitgebracht. Außerdem war er immer für Experimente zu haben. Neben besagtem Live-Aufnahmeraum gibt es noch einen weiteren, etwas kleineren Raum, in dem wir Joels (O’Keeffe, Sänger und Gitarrist – Anm. d. Red.) Amp aufstellen wollen, also hat er ein Loch durch die Wand bohren lassen, damit wir das Ding dort unterbringen konnten. Man hört die Bohrmaschine sogar auf einem der neuen Songs.
Wir haben im Studio geschlafen – ich bin im Tracking Room untergekommen – und das erste, was ich frühmorgens in dieser dunklen Kammer hörte, war der Sound Chicagos, wo das Studio steht, dieser Verkehrslärm, der natürlich keine klaren Aufnahmen ermöglichen konnte. Dennoch haben wir alle Fenster und Türen geöffnet, was man auch auf dem Album hört. Wenn du die Augen schließt, dann kannst du ein wenig von Chicago hören. Vor allem ist der Sound sehr homogen, es fügt sich alles zu einem großen, mächtigen Gesamtbild zusammen. Auf unserem dritten Album werden wir uns natürlich noch ein wenig weiterentwickeln.
Du hast bereits die Studioübernachtungen angesprochen: Ihr habt euch - inspiriert durch die ersten Aufnahmen von Bruce Springsteen und seiner E-Street-Band - entschieden während den Aufnahmen zu "No Guts. No Glory." förmlich im Studio zu wohnen und zu leben. Warum habt ihr das für eine gute Idee gehalten und ab wann seid ihr euch gnadenlos auf die Nerven gegangen?
Johnny hat uns vorgeschlagen im Studio zu übernachten um Geld zu sparen. Wir haben dreieinhalb Jahre in Melbourne zusammen in einer kleinen Wohnung gehaust. Drei Monate in Chicago konnten uns nichts anhaben. Gut, vielleicht war es nicht so angenehm sich zu viert ein Band zu teilen (lacht), aber wir vier sind wie Brüder, wir kennen uns und wissen, was wir zu tun und zu lassen haben.
Natürlich werden Airbourne immer wieder mit AC/DC verglichen, doch auf diesem Album hört man ebenso viel von Rose Tattoo, Motörhead und sogar Led Zeppelin - ein bewusster Schritt, um Kritiker verstummen zu lassen?
Es ist eher eine natürliche Entwicklung. Natürlich ist australische Rockmusik für uns sehr wichtig, wir sind damit aufgewachsen. Uns ist auch erst kürzlich bewusst geworden, dass „Born To Kill“ stark nach Motörhead klingt. Als ich im Dezember mal wieder in Australien war, habe ich The Poor live gesehen. Deren Album „Who Cares?“ aus den frühen 90er Jahren haben wir laufend auf Tour gehört. Das ist zum Beispiel absolut unser Sound. Wir sind wie Schwämme, die alles um uns herum – egal ob Musik oder Tour-Erlebnisse – aufsaugen und in unsere Songs einfließen lassen.
Während es musikalisch kaum etwas auszusetzen gibt, stoße ich mich etwas am Artwork, das sehr klischeehaft wirkt. Sollte das wirklich genauso aussehen?
Das Cover wurde von alten Action-Filmen beeinflusst, sollte aber vor allem das Album an sich einfangen. Du siehst einzelne Songs abgebildet, wie „Raise The Flag“, „Steel Town“, „Blond, Bad And Beautiful“ und „White Line Fever“. Außerdem findest du dort viele kleine Details, wie die Gitarre vom Cover unseres ersten Albums, während der Truckfahrer Lemmy ist (lacht). Es sollte so spannend wie möglich werden, sehr leidenschaftlich wirken. Wir hatten Spaß dabei (lacht).
Zu eurem Debütalbum meintest du, dass die Lyrics von Airbourne keine tiefere Bedeutung hätten. Gilt das ebenso für die neue Platte?
Na ja, wir versuchen zwar ein wenig tiefer zu gehen, aber es ist nicht so, dass wir zum Beispiel über Politik singen würden. Es hat weiterhin denselben Airbourne-Vibe.
Lass uns nun auf ein paar Songtitel eingehen. Der Opener von "No Guts. No Glory." trägt den Titel "Born To Kill". Für welches Verbrechen würdest du dich am liebsten verurteilen lassen und warum?
(lacht) Vermutlich ein Rachemord, ein gerechtfertigter Mord (lacht).
Wer ist "Blond, Bad And Beautiful"?
Es gibt da einige Frauen, die den Song bereits für sich beansprucht haben (lacht)… Im Prinzip behandelt es den Typ Frauen, die einem so richtig auf den Sack und den Geldbeutel gehen (einsetzender Lachkrampf).
Themenwechsel: Eure Musik findet sich in den verschiedensten Medien wieder, unter anderem auch Pro Wrestling bzw. Sports Entertainment. WWE Superstar Evan Bournes ist sogar für seinen wahnwitzigen "Air Bourne"-Finisher bekannt. Bist du ein Wrestling-Fan?
Ja, davon hab ich gehört! Ich muss gestehen, dass ich durch die ständigen Tourneen und Aufnahmen keine Zeit habe, den aktuellen Geschehnissen zu folgen. Als Kind war ich Fan des Ultimate Warrior, was für ein schräger Typ (lacht). Oder Hulk Hogan! Wir sind froh, wenn wir mit unserer Musik ein wenig zur Atmosphäre bei solchen Events beisteuern können.
Damit sind wir auch schon wieder am Ende angelangt. Ich danke dir für deine Zeit und wünsche euch alles Gute für "No Guts. No Glory." und eure kommende Tour durch Europa.
Vielen Dank, man sieht sich on tour.
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