Heart Attack Man – Freak Of Nature

Heart Attack Man
(c) Ryan Johns

Die Suche nach Erkenntnis, nach dem Selbst und nach dem Schlüssel zum Erwachsenwerden begleitet das Schaffen von Heart Attack Man. Das Trio aus Cleveland will seinen Platz in der Welt finden und zugleich mit der eigenen Jugend abschließen. Mehrere Millionen Streams begleiteten die bisherigen Releases des US-Trios, das sich irgendwo zwischen Rock, Punk und Pop bewegt, zwischen Augenzwinkern und Selbstbestimmung. „Freak Of Nature“ will nach eigener Aussage eine gewisse Weiterentwicklung zulassen – musikalisch wie persönlich.

Im Titelsong, gemeinsam mit Nick Wheeler von den All-American Rejects geschrieben, kommt etwas Selbstbewusstsein durch. Man bemüht Selbstbestimmung, zeigt sich energisch und erstaunlich frontal. Punk-Anteile rücken in den Hintergrund, das muskulöse Auftreten macht Spaß. „Stick Up“ experimentiert etwas mit den Erwartungen. Poppige Reduktion, etwas Insta-Chic und angedeuteter Sprechgesang bemühen Sarkasmus in Überdosierung. Hingegen könnte „See You On The Other Side“ kaum ehrlicher und schmerzvoller sein. Frontmann Eric Egan wurde vom Tod des geliebten Familienhundes inspiriert.

Natürlich haben Heart Attack Man nach wie vor mehr als genug Uptempo-Action im Gepäck, und die weiß zu unterhalten. Das kurze, knackige „C4“ holt vertraute Punk-Energie zurück ins Boot, dreht die Regler auf Elf und unterhält mindestens so sehr wie „Clown School“, ein schräges wie kurzweiliges Stück Musik. In „Like A Kennedy“ wird eine unerwartete familiäre Verbindung mit JFK erkundet, herrlich druckvoll und ruppig inszeniert. Und dann wäre da noch „Practiced In The Mirror“, der melancholische Aufgalopp, stellenweise mehr Fragment als Song, dessen spürbare Zerrissenheit exemplarisch für diese Platte steht.

Diese halbe Stunde geht viel zu schnell rum und macht Laune. Man kann Heart Attack Man förmlich dabei zuhören, wie sie sich suchen und finden, von gelegentlichen (sehr menschlichen) Irrwegen begleitet. Auch der Sound verändert sich, kommt insgesamt deutlich direkter und schwerer rüber. „Freak Of Nature“ steht für Evolution, bloß im gelungenen Sinne. Ja, das Klischee des erwachsenen Sounds geht hier tatsächlich auf, zeugt von erfrischender und überzeugender Selbstsicherheit. Das US-Trio entwickelt sich gekonnt weiter, legt eine herrlich abwechslungsreiche Platte vor und lässt zugleich weiteres Potenzial erkennen – eine richtig schön runde Sache.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 26.05.2023
Erhältlich über: Fly South Music

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