Amanda Jenssen – Happyland

„I am pretty young – but I’ve got an old soul“ – treffender hätte sich Amanda Jenssen kaum definieren können. Vor ein paar Jahren scheiterte die heute 21jährige noch knapp im schwedischen Finale von „Pop Idol“, konnte mit ihrem Debüt daraufhin jedoch nicht mehr gestoppt werden: „Killing My Darlings“ entwickelte sich zum meistverkauftesten Album des Jahres in ihrer Heimat. Jetzt legt Amanda Jenssen ihren langersehnten Zweitling nach:  „Happyland“ wird diesmal allerdings nicht nur von den Schweden erwartet – vielleicht sogar vom gesamten Rest der Welt.

Zunächst erweist es sich nicht allzu einfach, die junge Künstlerin in ein bestimmtes Genre einzuordnen. Der Hype um ihre Person wurde „Amandanism“ getauft, sie selbst hätte eine neue Art von „Gangster-Jazz“ erfunden. Insgesamt möchte man ihre stimmlichen Fähigkeiten beinahe mit einem Vulkan vergleichen: Beeindruckend, selbst wenn alles still ist und schlummert – bis hin zu umwerfend, wenn es zum Ausbruch kommt.

Der Titeltrack und zugleich der erste Vorbote des Longplayers repräsentiert Amandas Stil auf eine leidenschaftliche und dekadente Art und Weise. Stimmlich kann die Jung-Ikone in der Tat Gas geben – Nummern wie diese scheinen einfach ihr Terrain, typisch Frau Jenssen zu sein; sehr eingängig und doch hebt es sich vom üblichen Mainstream ansprechend ab. Etwas dreckiger und mit einer Prise mehr Funk überzeugt im Anschluss „Save Me For A Day“. Auffallend ist, dass viele von Amandas selbstgeschriebenen Liedern gerade um die drei Minuten Spielzeit besitzen. Ebenso „Autopilot“, welches anfangs noch leise beginnt und sich zu einer melodramatischen Hymne steigern kann. Mit Sicherheit eine große Nummer, wenn nicht gar das Highlight der CD.

Das temperamentvolle „Morning Light“ steht im Kontrast zum balladesken „Our Time“ – wahrlich großes Kino, das die Schwedin ihren Zuhörerinnen und Zuhörern bietet. Während „Sing Me To Sleep“ sich als Wiegenliedchen entpuppt, präsentiert sich der kokette Folgetrack „The Rebounder“ rhythmischer sowie unbeschwerter. Auf dem Debüt erschein bereits „Maple Trees“ als Bonussong in einer Live-Demo-Version. In neuem Gewand und umgetauft in „The End“ steigert sich die Liebesballade in eine abermals hymnenhafte Perle auf „Happyland“.

Im weiteren Verlauf geht es laut und leidenschaftlich weiter. Jazz trifft auf eine Vielzahl an Pop- und Rockelementen. Mit „I Choose You“ erlebt man Amanda etwas fragiler als in den anderen Stücken. Der letzte brandneue Song des Albums geht ins Ohr und ans Herz. Für ihre Liebe zum Angehimmelten gelobt sie Besserung: „Let’s get rid of old remorse / cause the truth is that I’m yours…“. Anschließend folgen die Bonustracks, die bereits auf Amandas erster CD erschienen sind: Die zweite Single „Amarula Tree“, das überaus dramatische „Greetings From Space“ und das wundervolle „For The Sun“. Allesamt großartige Stücke, die diejenigen, die die Schwedin erst jetzt kenenlernen, unbedingt genießen sollten und somit auch aufwandslos dürfen.

Nach der charmanten Neuinterpretation von „Look What They’ve Done To My Song“ folgt schließlich eine ruhige, entspanntere Version des Titeltracks. Für die Produktion des Longplayers zeigt sich Pär Wikston verantwortlich, der „Happyland“ im AtlantisS tudio in Stockhalm miteinspielte.

Mit Amanda Jenssen hat die Musikwelt eine neue (Retro-)Ikone gewonnen, die hoffentlich am Anfang einer internationalen Karriere steht. Ihr zweites Album darf kein Geheimtipp bleiben. Die Sterne stehen gut, unter denen der Vulkan Amanda Jenssen endlich ausbrechen kann. Lang genug hat es schließlich gedauert.

VÖ: 07.05.2010
Epic Records (Sony Music)
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