Silly – Alles rot
Nach dem Tod ihrer Sängerin Tamara Danz in den 90ern legten Silly eine jahrelange Zwangspause ein. Einfach mit einer anderen Sängerin weitermachen, das hätte nicht gepasst. Zudem hatte sich die Stimmung in der Band deutlich verschlechtert. Als auch noch Schlagzeuger Herbert Junck verstarb, schien das Schicksal der Band besiegelt. Umso überraschender kam 2006 die Meldung, dass man mit der Sängerin Anna Loos neu durchstarten wolle. Anfang diesen Jahres erschien dann das Album „Alles rot“, aus dem jetzt der Titeltrack ausgekoppelt wird.
„Alles rot“ gehört zu den ruhigeren Silly-Songs. Am ehesten kann man diese Richtung wohl als Halbballade bezeichnen. Will man einen Vergleich zu den alten Songs ziehen, sollte hier in erster Linie der Bandklassiker „Asyl im Paradies“ genannt werden. Mit einer simplen Kopie haben wir es hier aber nicht zu tun. Dafür hat die Nummer alleine schon durch die Verwendung mandolinenähnlicher Klänge viel zu viel eigenen Charme. Den Einsatz moderner Effekte haben Silly nicht nötig. „Alles rot“ setzt ganz auf konventionelle Instrumente wie Gitarre, Bass und Schlagzeug. Die Keyboards sind da schon das Modernste, was man zu erwarten hat. Bis hierhin passt alles, aber was wären Silly ohne ihre melancholischen Melodien? So viel sei gesagt, auch dieses Lied lebt ganz von seiner getragenen Melodieführung und kann sich schnell im Ohr festsetzen.
Besungen werden dieses Mal zwar Standardthemen, nämlich Liebe und Trennung, doch das auf ureigene Silly-Art und Weise. Das bedeutet, dass Floskeln wie „ich liebe dich, ich brauche dich, komm laß mich nicht im Stich“ konsequent umschifft werden. Stattdessen setzen Silly ganz auf ihre gewohnt ironisch-überspitzten Anspielungen und Wortspiele. Das extrem hohe Niveau ihrer Songs aus den 80ern und 90ern wird zwar nicht ganz erreicht, aber die Textqualität liegt immer noch deutlich über der eines deutschen Standard-Popsongs.
An die Stimme der neuen Sängerin muss man sich natürlich erst mal gewöhnen, denn an Tamara Danz kommt ihr Organ nicht ganz heran. Doch da man sich „Alles rot“ ohne Probleme immer und immer wieder anhören kann, ohne dass der Song langweilig wird, tritt die Gewöhnung viel schneller ein, als man zuerst erwarten würde. Nicht nur alte Fans sollten mal ein Ohr riskieren, auch Silly-Neulinge, die sonst eher Ich + Ich oder Rosenstolz hören, könnten Gefallen an dem Titel finden.
4/5 | VÖ: 10.09.2010
Island Records (Universal Music)
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Klasse Track .. das Einzige, was mich stört, ist der Text im Refrain, dieses „.. und du bist ein Idiot“. Hätte man sicher weniger plakativ machen können. Dennoch ein toller Track!
Mit einem etwas gehaltvollerem Text – besonders im Refrain – wäre „Alles rot“ ein großer Song gewesen. Geht aber so auch in Ordnung, hat mich durchaus überrascht.