Times Of Grace – The Hymn Of A Broken Man
Als Metalcore-Referenzwerk gilt „Alive Or Just Breathing“ von Killswitch Engage mittlerweile als absoluter Genre-Klassiker. Kurz darauf verließ der physisch und psychisch ausgelaugte Sänger Jesse Leach die Band. Times Of Grace vereint nun Leach, nunmehr Sänger bei The Empire Shall Fall, mit Killswitch Engage-Mastermind Adam Dutkiewicz. Das gemeinsame Debüt „The Hymn Of A Broken Man“ ist keineswegs eine Fortsetzung von erwähntem Klassiker, sondern viel mehr ein neues, nicht minder faszinierendes Kapitel in der langen Karriere beider Musiker.
Leach bezeichnet „The Hymn Of A Broken Man“ als besondere Ausforderung, als sehr persönliches und düsteres Album, beinahe als Neuland. Angesichts von Nummern wie der eröffnenden Single „Strength In Numbers“, dem hochgradig melodischen „Willing“ und der überraschend druckvollen Attacke „Hope Remains“ glaubt man jedoch eher an ein Anknüpfen an frühere Erfolge, an feinsten Metalcore mit ordentlich Druck nach vorne und wahren Killerrefrains.
Der Teufel versteckt sich im Detail, beispielsweise in den elaborierteren Melodieparts und der druckvollen wie auch vielseitigen Gitarrenarbeiten. So wirkt „Until The End Of Days“ beeindruckend wuchtig und doch so verträumt, in sich selbst ruhend. Zwei Songs stechen jedoch besonders heraus. „The End Of Eternity“ trägt weitestgehend Balladen-Marker in sich, lässt nur gelegentliche Shouts und Growls zur zusätzlichen Akzentuierung der intensiven Höhepunkte dieses Tracks zu. „The Forgotten One“ ist sogar eine reinrassige Ballade über die komplette Spieldauer, kommt ohne Drums aus und überrascht mit Country-Einflüssen. So hat man Leach schon lange nicht mehr gehört.
Im Groben klingt „The Hymn Of A Broken Man“ wie die erhoffte Ehe von Killswitch Engage zu Zeiten von „Alive Or Just Breathing“ und Leachs direkter Nachfolgeband Seemless. Times Of Grace darauf zu reduzieren, wird diesem Power-Duo jedoch zu keiner Zeit gerecht. Gerade der verstärkte Hang zu Melodie und leisen Tönen überrascht, steht Leach und Dutkiewicz jedoch gut. Kein Abklatsch, sondern ein (Teilzeit-)Metalcore-Silberstreif am Horizont eines längst entschlafen geglaubten Genres.
VÖ: 14.01.2011
Roadrunner Records (Warner Music)
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Tolles Album. Meine Fav-Songs sind der Titelsong, Willing und Live in Love. Strenght in Numbers ist der schwächste Titel des Albums finde – komisch, dass man dazu ein Video gedreht hat..