St. Paul & The Broken Bones – St. Paul & The Broken Bones

St. Paul & The Broken Bones
(c) Matthew Daniel Siskin

Zurück zu den Wurzeln oder doch Flucht nach vorne? Mit ihren letzten Alben gingen St. Paul & The Broken Bones in eine zunehmend experimentelle Richtung, von Rap-Beats bis Stoner-Riffs, alles in ihr vertrautes Soul- und RnB-Gewand eingebunden. Danach stellte man fest, man könne sich in jede erdenkliche Richtung entwickeln. Geworden ist es letztlich eine Art Rückgriff zu „Half The City“ und „Sea Of Noise“, den ersten Platten, ohne jedoch die eigene musikalische Evolution des Jahrzehnts dazwischen zu ignorieren. Inspiration holte man sich von überall, alle durften und sollten mitwirken, selbst Co-Autoren wurden einbezogen. Schlicht wie die Band betitelt, wirkt das sechste Studioalbum so lebendig und organisch wie lange nicht.

Das liegt natürlich auch daran, dass man nach langen Jahren endlich wieder gemeinsam und im selben Raum schreiben und aufnehmen konnte. Diese Energie ist in den zehn neuen Songs spürbar. „Sushi And Coca-Cola“ fällt kurz, kompakt und voller Drive aus. Was hier von der Rhythmusabteilung an Elan ausgeht, begeistert. Paul Janeway singt so kraftvoll wie eh und je, die Blechbläser stoßen fast unbemerkt hinzu und akzentuieren den bekömmlichen Song geschickt. Danach widmet sich „Fall Moon“ ruhigeren RnB-Gefilden, legt viel Gefühl in jede Note, während das Reibeisen immer lauter und einnehmender wird. Selbst für obligatorischen Motown-Charme bleibt etwas Platz.

Im kraftvollen „Stars Above“ steigert sich die Band erst in eine Art Soul-Rock-Malstrom hinein, dann wird es mystisch und eine E-Sitar übernimmt das finale Solo – ungewöhnlich, unerwartet und richtig gut. Ein absolutes Muss ist zudem „Ooo-Wee“, erst unauffällig bis lieblich, bevor der gewaltige Refrain samt Backings durch die sprichwörtliche Decke geht – dreckig, funky, packend. In „Change A Life“ orientieren sich die Drums erst wieder an Rap-Beats, bevor der Track mehrere überraschende Wendungen wagt und mit wundervolle Schwere aufwarten kann. Hingegen gestaltet sich „I Think You Should Know“ mit seinem süßlichen Falsetto herrlich verwegen und durchaus verführerisch.

Zwei Schritte zurück, um gleich mehrere nach vorne zu kommen – mit diesem einfachen wie genialen Mantra schaffen St. Paul & The Broken Bones einen weiteren Leckerbissen von einem Album. Das gestaltet sich gewiss ein wenig klassischer, nahezu traditionell, und zeugt dennoch von einer gereiften Band, die sich im vergangenen Jahrzehnt in jeder Hinsicht weiterentwickeln konnte, die bevorzugt über den Tellerrand blickt und doch stets jene starke Hook findet, der man sich nicht entziehen kann. „St. Paul & The Broken Bones“ fängt zudem die unfassbare Live-Energie dieser Band ein, die mit unheimlicher Vehemenz und viel Gefühl voll und ganz fesselt – eine mächtige Platte, die immer besser und besser wird.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 10.10.2025
Erhältlich über: Oasis Pizza Records / Thirty Tigers (Membran)

Website: stpaulandthebrokenbones.com
Facebook: www.facebook.com/St.PaulandTheBrokenBones