Raphael Saadiq – Stone Rollin‘

Raphael Saadiq

Eigentlich ist es eine Schande, dass der Name Raphael Saadiq hierzulande nur Fans und Insidern bekannt ist. Bereits als 18jähriger tourte er mit Prince um die Welt, war Leadsänger von Tony! Toni! Toné! und produzierte unter anderem D’Angelos Grammy-nominierten Song „Untitled (How Does It Feel)“, sowie Joss Stones drittes Album „Introducing Joss Stone“. Mittlerweile ist Saadiq Mittdreißiger und hat sein viertes Soloalbum „Stone Rollin'“ am Start, auf dem er sein Motown-Spektrum um Blues, frühen Rock’n’Roll und eine Prise Funk erweitert.

Saadiq reist zurück bis in die 1950er, wo er wohl einen Song wie „Radio“ direkt aus einer von Chuck Berrys Aufnahmesessions entwendet haben dürfte. Die luftig leichten Rock’n’Roll-Sounds gepaart mit unheimlich viel Soul und einer Ode an füllige Damen machen Laune, wirken dabei aber zu jeder Zeit authentisch und der musikalisch simulierten Ursprungszeit entsprechend. Der Opener „Heart Attack“ mit seinem treibenden Basslauf und der Funk-Gitarre vermag dies sogar noch zu toppen. Saadiq röhrt seine Zeilen wie ein Besessener in dieser subtilen Hommage an Sly And The Family Stone. Explosiver kann man ein Album kaum eröffnen.

Die Einflüsse von 50s-Rock’n’Roll sind aber nur einer von vielen Puzzleteilen, die unter anderem im Ray Charles-tauglichen Rockabilly-Shuffle „Day Dreams“ smart eingearbeitet werden, dabei aber den klassischen Saadiq-Soul zu betonen vermögen. Puristen werden „Good Man“ mit seinen Streichern und dem smoothen Refrain genießen, während „Go To Hell“ mit Gospel-Chor und Aufbruchsstimmung das Adult-RnB-Publikum ansprechen dürfte. Eine echte Überraschung ist „Movin‘ Down The Line“, das die ganze Expertise des Songwriters und Produzenten in viereinhalb Minuten zusammenfasst. Der Track ist verhältnismäßig modern orientiert, während die Blechbläser-Sektion den gewünschten Vintage-Effekt mit sich bringt. Obendrein wirkt der Track trotz des flotten Tempos unheimlich locker, entspannt und gelöst – ein kleines Kunstwerk eben.

In a nutshell klingt „Stone Rollin'“ in etwa so, als hätten sich Aloe Blacc, John Legend & The Roots und Robert Plant für ein gemeinsames Album zusammengetan – faszinierender Soul, gepaart mit urtypischen US-Rock’n’Roll- bzw. Rhythm’n’Blues-Elementen sowie Retro-Motown-Klängen. Raphael Saadiq wirkt wie ein Zeitreisender, der keineswegs zwischen den Verschiedenen Welten und Musik-Epochen gefangen wirkt, sondern diese mit Witz und Raffinesse miteinander verbindet. Es ist sein bisheriges Meisterwerk, geprägt von Leidenschaft und ausgeklügeltem Songwriting, das nicht von dieser Welt sein kann – die 50s waren lange schon nicht mehr so lebendig.

VÖ: 22.04.2011
Columbia Records (Sony Music)

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