Klee – Aus lauter Liebe

Klee

„Der Film von Morgen wird ein Akt der Liebe sein.“ – François Truffauts Statement zum Geist der Nouvelle Vague ist geradezu programmatisch für das neue Klee-Album „Aus lauter Liebe“, sofern man ‚Film‘ durch ‚Kunst‘ ersetzen will. Drei Jahre nach „Berge versetzen“ stehen erneut Liebe, Emotionen und Sehnsüchte im Vordergrund, wird gleichermaßen an das französische Kino der frühen 60er Jahre erinnert. Was nach einem kauzig-kitschigen Konzeptalbum klingt, ist in Wirklichkeit aber ein weiteres Highlight aus dem Hause Kerstgens / Servaes.

Mit der eröffnenden Single „Willst du bei mir bleiben“ hält die Hoffnung Einzug in das fünfte Studioalbum des Duos, das mittlerweile ohne den ausgestiegenen Tom Deininger auskommen muss. Es ist eine charmante, behutsam instrumentierte, fragile Ballade, ein Bekenntnis zur lebenslangen Bindung. Gerade in diesen ruhigen Momenten fühlen sich Klee hörbar wohl, was vor allem in „Stell dir vor“ und dem nachdenklichen Schluss-Song „Fliegen“ deutlich wird. Das absolute Highlight der balladesken Gattung ist jedoch „Adieu“, unterstützt von Sten Servaes‘ butterweichen Backings. Suzie Kerstgens besingt einen Abschied auf Dauer, stellt eben jenes französische Wort in den Mittelpunkt und lässt fünf Buchstaben zu purer Poesie werden.

Aufbruchsstimmung macht sich in „Außer Atem“ – inspiriert vom gleichnamigen Film – breit. Klee zelebrieren hier einen treibenden Pop/Rock-Song, einen Singlekandidaten, einen potentiellen Live-Favoriten, der vor allem vom druckvollen, von Suzie Kerstgens dennoch behutsam intonierten Refrain lebt. „Natalie“ gräbt eine feine Twang-Gitarre aus, erzählt eine euphorische Geschichte eines ganz besonderen Menschen, während „Wir beide“ in viel zu kurzen 144 Sekunden die Kraft der gemeinsamen Zweisamkeit besingt. Auch der überraschend hibbelige, rockige „Schmetterlingsflügelschlag“ brennt sich ein, schielt ein wenig in Richtung Frida Gold und zieht ganz lässig an den Newcomern vorbei.

Einzig Fans der elektronischen Klee dürften enttäuscht sein – ein weiter Hit von „Gold“-Kaliber fehlt, auch wenn das sich das tanzbare „Puls und Herzschlag“ als Single-Kandidat förmlich aufdrängt, mit entsprechender Remix-Nachbearbeitung zum einem Club-Liebling reifen könnte. Dieses Manko ist an sich eigentlich keines, denn „Aus lauter Liebe“ überzeugt in seiner Gesamtheit mit charmanten Pop/Rock-Songs und bewegenden Balladen, mit einem Hauch frankophiler Leidenschaft und gewohnt berührenden Texten. Klee setzen ihren Weg fort, ohne sich explizit zu wiederholen, und betonen ihre Stärken mit 13 starken Songs. Das passende Album für den kommenden Herbst und den nächsten Frühling wäre hiermit gefunden.

VÖ: 26.08.2011
Island Records (Universal Music)

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