Michael Jackson – Bad (25th Anniversary Edition)

Totgesagte leben länger, und sei es nur in den Herzen der Fans. So oder so ähnlich könnte man wohl die posthume Karriere, die Michael Jackson seit seinem Tod am 25. Juni 2009 macht, am ehesten beschreiben. Freuen dürften sich vor allem die Nachlassverwalter sowie die Hinterbliebenen des einstigen King Of Pop, der bereits ein Jahr nach seinem Ableben mehr als eine Milliarde (!) Dollar auf der Habenseite verbuchen konnte. Inwiefern der Rekordvertrag mit Sony Music über zehn weitere Alben bis ins Jahr 2017 moralisch vertretbar ist, steht auf einem anderen Blatt Papier; und egal ob man nun von Profitgier oder gar Leichenfledderei sprechen möchte: der Mythos lebt weiter. So ist es auch durchaus nachvollziehbar, dass pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum seines Kultalbums „Bad“ ebenjenes in einer „25th Anniversary Edition“ veröffentlicht wird, das in der Tat mal wieder sämtliche nur denkbare Grenzen sprengt.

Allein schon die reguläre Version kommt mit musikalisch schmackhaften Häppchen daher. Die Quintessenz liegt natürlich in der digital remasterten „Bad“-CD, die sämtliche Titel der Ursprungsversion inklusive des Songs „Leave Me Alone“ enthält, der seinerzeit auf der guten alten Vinyl-Schallplatte noch nicht zu finden war. Zu den einzelnen Meisterwerken im Detail muss nicht viel gesagt werden, die Klangqualität wurde hingegen noch einmal deutlich nach oben geschraubt und kann besonders mit ihren kraftvollen Bässen und klaren Vocals voll und ganz überzeugen. Eingefleischte Fans werden jedoch das gesprochene Intro beim Duett „I Just Can’t Stop Loving You“ mit Siedah Garrett vermissen, das bereits auf der 2001 veröffentlichten Special Edition fehlte. Dies kann den nach wie vor phänomenalen Gesamteindruck und den damals wegweisenden Sound allerdings kaum trüben.

Der besondere Kaufanreiz findet sich auf Disc 2 wieder: Mit ganzen 13 unveröffentlichten Titeln, die aus Remixes, alternativen Aufnahmen und Demotapes bestehen, wurde beim Bonusmaterial keinesfalls gegeizt. Vor allem die ersten acht Titel – allesamt Stücke, die es ursprünglich nicht aufs Album geschafft haben – spiegeln Michaels Jacksons Genialität sowie die seiner Songwriter uneingeschränkt wider. Ob „Streetwalker“ (das bereits auf der Special Edition zu hören war), „Al Capone“ oder das grandiose „Free“ – jeder einzelne Song wirkt wie aus einem Guss und hätte ausnahmslos mit Hits wie „Smooth Criminal“, „Dirty Diana“ und „The Way You Make Me Feel“ perfekt harmoniert. Dies ist gerade deshalb überraschend, da hier keinerlei Nachbearbeitungen vorgenommen und quasi die Rohfassungen verwendet wurden. Das Highlight stellen hier die französische sowie spanische Version von „I Just Can’t Stop Loving You“ dar, wobei auch die clubtauglichen Afrojack-Mixes von „Bad“ sowie der „Speed Demon“-Remix von Nero als moderne Gegenparts eindeutig ihre Daseinsberechtigung haben.

Wer ein bisschen tiefer in die Tasche greift, den erwarten auf der Deluxe Edition zwei weitere Silberlinge, die es in sich haben. Zum ersten Mal in der schier unendlichen Diskografie von Michael Jackson bekommen die Fans nämlich ein komplettes Live-Album mit über 40 Tracks geboten. Hierbei handelt es sich um das legendäre Konzert im Londoner Wembley-Stadion, das der King of Pop im Rahmen seiner „Bad World Tour“ am Abend des 16. Juli 1988 gab. Auch hier muss die beeindruckende Qualität erwähnt werden, die aus den Uraltbändern rausgeholt und nun für das digitale Medium aufbereitet wurde. Songtechnisch gesehen, werden hier sämtliche Wünsche erfüllt: Von „Billie Jean“ über „Man In The Mirror“ bis hin zum unvergesslichen „Thriller“ geben sich absolut alle Meilensteine die Klinke in die Hand. Bei der zweiten Disc handelt es sich um die dazugehörige DVD, die die bisher unveröffentlichte Aufnahme des Konzerts enthält. Diese stammt aus dem Privatarchiv Michael Jacksons und war ursprünglich nie für die Öffentlichkeit bestimmt. Wie auch die CD enthält sie eine Alternativ-Version von „I Just Can’t Stop Loving You“ und „Bad“ aus dem Yokohama-Stadion im September 1987 sowie die Live-Performance von „The Way You Make Me Feel“, die tags zuvor in Wembley aufgezeichnet wurde. Hinsichtlich des Alters der VHS-Bänder gehen Bild und Ton in Ordnung, wahre Wunderwerke kann und sollte man aber natürlich nicht erwarten. Die unglaubliche Anziehungskraft und Magie bei Michaels Auftritten wird jedoch nach wie vor mit Leichtigkeit transportiert.

Fünf Jahre nach Veröffentlichung der „25th Anniversary Edition“ des weltweit immer noch erfolgreichsten Albums „Thriller“ scheint man nun mit der gleichen Taktik bei „Bad“ eine Art Tradition ins Leben gerufen zu haben. Was bei erstgenanntem Re-Release noch mit einzelnen Bonus-Tracks und Neuaufnahmen recht moderat daherkam, steigert sich hier in einen Bombast aus unterschiedlichsten wertvollen Goodies – ganz im Stile des zu Lebzeiten in anderen Dimensionen denkenden King of Pop. Davon zeugt auch die edle Aufmachung der einzelnen Bestandteile, seien es die umfangreichen Booklets mit unzähligen Fotos aus der „Bad“-Ära sowie die liebevolle Auflistung sämtlicher Tourdaten der Jahre 1987 bis 1989 oder das hochwertige Poster, welches sich oben drauf noch in der Deluxe Edition befindet. Was für Fans und Musikliebhaber gleichermaßen als wahres Wunderland gelten dürfte, zaubert den findigen Plattenbossen und Nachlassverwaltern riesige Dollarnoten in die Augen – eine Win-Win-Situation also. Und so dürfte die „Bad 25th Anniversary Edition“ schon bald einen weiteren Meilenstein im Michael Jackson-Kosmos darstellen, der ebenfalls behilflich sein wird, dessen Werk so schnell nicht von der Bildfläche verschwinden zu lassen.

VÖ: 14.09.2012
Epic Records (Sony Music)

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