Papercuts – Life Among The Savages
Seit „Mockingbird“ 2004 führt Jason Quever Popmusik zurück zur verträumten Ursprünglichkeit längst vergangener Zeiten. Als Papercuts schnitzt er Songperlen am laufenden Band, zuletzt vor drei Jahren auf „Fading Parade“. Erneut hat der US-Amerikaner das Label gewechselt, seinem leichtfüßigen Dream-Pop mit hypnotischen Untertönen bleibt er aber treu. Mehr noch: „Life Among The Savages“ geht noch stärker, noch direkter unter die Haut als sämtliche bisherigen Releases zusammen.
In feinster, aufrichtigster, geradezu minutiöser Kleinarbeit legt Quever Schicht über Schicht, um jedem Song etwas Besonders zu verleihen. Da wäre beispielsweise „Staring At The Bright Lights“, der ‚Rocksong‘ gen Album-Mitte. Hier treten, für Papercuts-Verhältnisse gar schroffe, Gitarren auf, die in 60s-Psychedelic-Welten entführen, während Quevers mit Halleffekten belasteter Gesang wie von einer anderen Welt wirkt. Dieses jenseitige, verträumte Brodeln kennt und liebt man mittlerweile. Der radiofreundliche Opener „Still Knocking At The Door“ mit Keane-Piano lässt die Beach Boys auf die Beatles treffen – und das nicht zum letzten Mal auf dieser Platte.
Zwischen dem verkopften, etwas schwierigen (und gerade deswegen lohnenswerten) „Psychic Friends“, dem erhabenen Titeltrack „Life Among The Savages“ mit Gast-Arrangierung von Alex Scally (Beach House) und dem zögerlichen, schleppenden Finale „Tourist“ liegen nicht nur musikalisch Welten. Ihnen gemein ist der tiefenentspannte, reinigende und doch antreibende Sound, ein Hauch von Rastlosigkeit in einem Meer an Entspannung. „Family Portrait“ erörtert diesen Zwiespalt mit seinem lebhaften Rhythmus und den fein durchschimmernden Gitarren vielleicht am besten.
Wenn „Life Among The Savages“ so etwas wie einen Fehler hat, dann ist es am ehesten seine Kürze. Neun Songs in 37 Minuten, das will bei einem Album von diesem Format nicht so recht reichen, und doch rotiert sie immer weiter, darf in aller Ruhe wachsen und gedeihen, gar monströse Dimensionen annehmen. Jason Quever setzt seinen Weg eindrucksvoll fort und macht im Vergleich zu „Fading Parade“ nicht allzu viel anders – und gerade das richtig gut. Näher war der Klangschmied aus San Francisco dem perfekten Popsong, dem perfekten Popalbum noch nie.
Life Among The Savages
VÖ: 30.05.2014
Memphis Industries (Indigo)
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