Frankie Chavez – Heart & Spine
Für deutsche Ohren unter Umständen noch ein Newcomer, hat sich Frankie Chavez in Südeuropa bereits einen Namen gemacht. Der 34jährige – gerne als „europäische Ein-Mann-Version der Black Keys“ bezeichnet – bewegt sich musikalisch im breiten Spannungsfeld zwischen Blues, Folk, Garage, Rock’n’Roll, Americana und gefühlt zig weiteren Genres. Was nach einer schier ungreifbaren und zusammenhanglosen Menge klingt, funktioniert auf der neuen Platte „Heart & Spine“ gar prächtig und höchst amüsant.
„Fight“ gibt die Richtung vor; eine Richtung unter vielen, wohl aber den Grundgedanken, der sich auf organischen Klang und ein wenig Rebellion im Kleinen versteht. Nicht zuletzt durch seine Stimmfarbe erinnert Chavez ein wenig an Hanni El Khatib, auch sein Ansatz lässt sich durchaus mit dem des US-Musikers vergleichen. Über einen flotten Blues-Unterbau atmet der Portugiese den Spirit des Rock’n’Roll, zieht ein wildes, verschwitztes Riff auf und peitscht mit beneidenswerter Vehemenz durch etwas über vier fieberhafte Minuten.
„Psychotic Lover“ orientiert sich an der akustischen Magie eines Robert Johnson, bringt auch ein wenig Ry Cooder ein und vermengt Blues mit Folk für wundersames Understatement. Selbst ein wenig Hendrix darf nicht fehlen, unter anderem in „Her Love“ und „Long Gone“. Der Titeltrack „Heart & Spine“ hat so etwas wie Hard Rock-Sex-Appeal, schwitzt schwer, wirkt unwahrscheinlich souverän und zieht noch am ehesten gen Stadion. Als Kontrastprogramm bieten sich das locker-flockige „Don’t Leave Tonight“, das fragile „Truth Can Break A Bone“ sowie das zwischen Country und Blues hängen gebliebene „Morning Train“ an.
Viele Genre-Köche, gar wohlschmeckender Brei: Frankie Chavez bedient sich einer breiten Palette an Einflüssen, malt seine Songs in den verschiedensten Schattierungen und greift stets aus dem emotional Vollen. „Heart & Spine“ wird zum Showcase eines großartigen Gitarristen, der seine Kunst der Songdienlichkeit unterordnet und dabei unwahrscheinlich international klingt, wohl aber Rückschlüsse auf seine Herkunft zulässt.So schön kann Gitarrenmusik, kann Blues, kann Rock’n’Roll, kann der Süden sein.
Heart & Spine
VÖ: 06.02.2015
Search Records (Broken Silence)
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