Palps – Black Heart

Palps
(c) Arthur René Walwin

Einfach geht anders: Nur zwei Jahre nach ihrer ersten EP und vier Jahre nach Gründung stellen sich Palps einem Mammutprojekt. Das Quartett aus Essex nahm nicht etwa nur ein Album auf, es sollte ein Konzeptwerk mit multimedialer Begleitung werden. Zu jedem der acht Songs gibt es ein Video, das die Geschichte dahinter Schritt für Schritt erklärt. In „Black Heart“ geht es um eine Person, die mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen hat, was sich entsprechend auf das Umfeld auswirkt. Der Kampf mit der eigenen Gedankenwelt scheint nicht nur eine neue Beziehung auf die Probe zu stellen.

„AVA“ bereitet die Platte mit einem Donnerhall und suchenden Gitarren vor. Alternative Rock, etwas Emo und Post-Hardcore schimmern hier stetig durch, der eindringliche wie aufwühlende Gesang trifft mitten ins Herz. Eine frühere Beziehung scheiterte, weil der Protagonist in seinem angeschlagenen mentalen Zustand seine Partnerin zutiefst verletzte, daraus entsteht eine Hürde für die neue Beziehung. Selbsthass dringt an die Oberfläche, suizidale Gedanken mischen sich ein. Ob es nach diesem Aufgalopp überhaupt Hoffnung auf ein versöhnliches Ende gibt?

Zu den emotionalen Höhepunkten zählt „Imprint“, das einen Heiratsantrang zum Malstrom negativer Gefühle umdeutet. Das stete Auf und Ab der Arrangierung, die aufbrausende Unsicherheit, das Ringen mit Ja und Nein – ein Glanzlicht in jeder Hinsicht. In „Consequences“ kommt die Stimme der Freundin durch, die klare Worte für das frühere Verhalten des Protagonisten findet und einen zuvor nervösen, gerne mal ruppigen Track in Richtung Abwärtsspirale taumeln lässt. Das Finale heißt „Dead“ und ist von einem minutenlangen Spoken-Word-Part durchdrungen, ein aufwühlender interner Monolog, vor dem urgewaltige Post-Hardcore-Statements warten.

Ja, „Black Heart“ ist von unzähligen Triggern durchzogen und sollte mit Vorsicht genossen werden, entpuppt sich jedoch in jeder Hinsicht als ungemein wichtige und wertvolle Platte, die zu keiner Zeit sensationalisiert, sondern um ehrliche Einblicke in die innere Zerrissenheiten inmitten einer psychischen Abwärtsspirale bemüht ist. Obendrein schreiben Palps richtig gute Songs, die eine Pluralität an Rock-Konzepten abdecken, unter die Haut gehen und ein ordentliches Mittelmaß zwischen dicker Hymne, sperrigen Einschüben, Emo-Revivalism und konzeptueller Komplexität finden. Volles Risiko, voll aufgegangen: Palps debütieren bärenstark auf Albumlänge.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 07.10.2022
Erhältlich über: Eigenvertrieb

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