Creepoid – Cemetery Highrise Slum

Creepoid

Kurz vor den Aufnahmen ihres neuen, ihres dritten Albums drohten Creepoid auseinanderzubrechen, als die Verwandlung vom Kunstprojekt zur richtigen Band abgeschlossen wurde. Gründungsmitglied Pete Joe Urban stieg letztlich aus, Nick Kulp übernahm seinen Platz an der Gitarre. An der Grundausrichtung des Quartetts aus Philadelphia hat sich allerdings nichts geändert: „Cemetery Highrise Slum“ vermengt Grunge mit Shoegaze.

In aller präzisen Gemächlichkeit entladen sich die elf Songs zwischen kauziger Kratzbürstigkeit und der zermürbenden Langsamkeit des Seins. „American Smile“, Opener und Vorabsingle in einem, bringt den Sound der US-Amerikaner in knapp zweieinhalb Minuten auf den Punkt. Teils soft, teils rau, immer melodisch und von suchenden, getriebenen Gitarren durchzogen, wagen sich Creepoid auf eine Entdeckungsreise ins Nirgendwo, die von Sean Millers weicher, in seltenen Momenten fordernder Stimme mit einer nicht von der Hand zu weisenden Gleichgültigkeit vorangetrieben wird.

Wirklich schroffe, dezent an frühe Sonic Youth erinnernde Grunge-Exkurse sind selten und werden zumeist homogen in den Hintergrund eingebettet. „Tell The Man“ wagt sich dennoch an einen Hauch von Noise und Feedback, während in „Dried Out“ im Zeitraffer abgespieltes Gefühl gleichermaßen Leerstellen füllt und das Gehörte verdichtet. Mit fortlaufender Spieldauer ergibt sich eine Art breiige Konsistenz, deren seltene Ausbrüche gen semi-instrumentalen Anti-Punk („Eating Dirt“) und Shoegaze-Drone („Fingernails“) gekonnte Spitzen in diesem Klangdickicht setzen.

„Cemetery Highrise Slum“ schleicht sich langsam, beinahe behäbig an, breitet sich unmerklich aus und hat sich längst eingenistet, wenn es bereits zu spät ist. Über Umwege und mit viel Geduld etablieren sich Creepoid, die abermals gewiss keine Musik für Schnell- und Gelegenheitshörer auf Platte bannen. Vielleicht hält diese anfängliche Unscheinbarkeit so manchen potentiellen Hörer ab, ein gesundes Maß an Geduld und Sitzfleisch rentiert sich im Fall dieses Drittlings aber gewiss: Nach zwei, drei Durchläufen kann man sich diesen dichten Gitarrenläufen so und so nicht mehr entziehen.

Creepoid - Cemetery Highrise Slum

Cemetery Highrise Slum
VÖ: 26.06.2015
Collect Records / ADA (Warner Music)

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