Fiddlehead – Death Is Nothing To Us

Fiddlehead
(c) Deanie Chen

Auf dritten Alben stellt sich, zumindest vermeintlich, so etwas wie musikalische Routine ein. Die eigentlich als One-Off-Projekt geplante Band Fiddlehead um allerlei Punk-, Emo- und Hardcore-Prominenz will davon allerdings nichts wissen und hat erst recht nicht vor, auch nur im Ansatz netter und braver zu klingen. Für den Nachfolger von „Between The Richness“ schraubt das Quintett den Härtefaktor nach oben und taucht zugleich tiefer denn je in den Schmerz und den Widerspruch der Trauer ein, ohne dabei auch nur ansatzweise seicht und gefühlsduselig zu werden.

Dass sich die Vorzeichen etwas geändert haben, illustriert bereits der Opener, denn „The Deathlife“ rumpelt mit seinen 67 Sekunden in bester Hardcore-Punk-Manier durch, hat aber ebenso ein Händchen bzw. ein Ohr für feine Melodien. Die Harmonien spielen dennoch nur eine untergeordnete Rolle. Auch „Sleepyhead“ gibt sich ruppig und muskulös, packt zugleich eine gewisse Emo-Sehnsucht in seinen Strophen. Immer wieder kommt die Verzweiflung bei Patrick Flynn durch, der seine höchst poetischen Texte im Zweifelsfall rausbrüllt, wie einst bei Have Heart. Die herzliche Mördergrube kocht geradezu.

In „The Woes“ mit Kate-O-B scheint man sich auch musikalisch zwischen den Stühlen zu finden, heavy und hymnisch zugleich, richtig schön dreckig und kurz vor dem Höllenritt, sich dennoch immer wieder gefasst fangend. Die Stimmung kocht über, unter anderem in der Standortbestimmung „True Hardcore (II)“, ein Song über die Subkultur. Gemeinsam mit Justice Tripp (u. a. Trapped Under Ice) entsteht ein roher Gummitwist. In „Going To Die“ heben Fiddlehead mit jeder Sekunde mehr ab, arbeiten sich von der Reduktion in Richtung Muskelspiel vor, zugleich von einer der besten Melodien des gesamten Albums begleitet.

Und das ist nach 27 Minuten schon wieder (viel zu schnell) vorbei. Man hat etwas zu sagen, tut das auch, und verzieht sich schließlich – es kann manchmal so einfach sein. Allerdings würde dies „Death Is Nothing To Us“ nicht im Ansatz gerecht werden, denn in diesen kurzen Kapiteln steckt so viel Schmerz, so viel Herzblut und so viel bittersüße Melodik, dass man mental kaum mitkommt. Lyrische Reizüberflutung, mehr Härte und diese kleinen Nadelspitzen gelingen in Kombination gar famos, und so treten Fiddlehead mit ihrem Drittling deutlich massivere und muskulösere Druckwellen los, ohne dabei ihr emotionales Feingefühl außer Acht zu lassen – ein weiterer Volltreffer.

Wertung: 4/5

Erhältlich ab: 18.08.2023
Erhältlich über: Run For Cover Records (Cargo Records)

Facebook: www.facebook.com/fiddleheadma