Leon Bridges – Coming Home

Leon Bridges

Leon Bridges gilt als neuer Stern am Soul-Himmel, der mit seiner weichen Stimme und abwechslungsreichen Songs den Geist der Frühzeit dieses Genres einfängt. Dabei dauerte es eine ganze Weile, bis der US-Amerikaner seine Stimme gefunden hatte. Nach RnB-Experimenten und einem Tanz-Studium entdeckte er sie schließlich bei Keyboard-Experimenten mit Moll-Akkorden. Der Rest ist mittlerweile, wie es so schön heißt, Geschichte, die zum Hier und Jetzt führt: das Debütalbum „Coming Home“ mit Major-Unterstützung im Rücken.

Vergleiche mit Sam Cooke kommen natürlich viel zu früh für die noch junge Karriere des 1989 geborenen Texaners, gewisse stimmliche und musikalische Parallelen lassen sich aber freilich nachvollziehen. Im smoothen Opener „Coming Home“, zugleich erste Single, oder der angenehm schleppenden, beseelten Ballade „Shine“ erinnert Bridges durchaus an den viel zu früh verstorbenen Großmeister. Zwar fehlt dem Texaner, wie er selbst zugibt, die stimmliche Power, doch mit viel Gefühl lässt sich das locker kaschieren.

In flotteren, zuweilen gar bluesigen Ausflügen fühlt sich der Mittzwanziger ebenso wohl. „Twistin‘ & Groovin'“ mutet wie ein verschmitzter, leidenschaftlicher Blues-Standard mit Soul-Refrain an, für „Better Man“ geht es in Richtung Doo Wop und „Brown Skin Girl“ klingt, zumindest musikalisch, nach Easy Living and lauem Sommerabend. Zwischen dem aufgedrehten „Flowers“, der butterweichen Ballade „Lisa Sawyer“ und dem geradezu ekstatischen Finale „River“ zwischen Leisetreterei und Gospel wird es nicht langweilig.

Im Ozean der vertrauten Retro-Soul-Klänge, umgeben von einer kaum überschaubaren Menge an potentiellen Assoziationen und Legenden des Genres, hält sich Leon Bridges nicht nur wacker, er vermag sogar gewisse eigene Akzente zu setzen. „Coming Home“ ist die eigentümliche Entwicklung des Musikers sowie die eher zufällige Entdeckung von Soul und Moll als Ausdrucksform anzuhören. Auf einer viel zu kurzen Platte bleiben kaum Wünsche offen. Aber: Ähnliches wurde einst über Michael Kiwanuka gesagt. Auf dass sich der Texaner besser im verdienten Rampenlicht halten möge.

Leon Bridges - Coming Home

Coming Home
VÖ: 19.06.2015
Columbia Records (Sony Music)

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