Giorgio Moroder – Déjà Vu

Giorgio Moroder

So schnell kann’s gehen: Eigentlich hatte sich Giorgio Moroder schon längst aus dem Musikgeschäft zurückgezogen. Nach einer mehr als erfolgreichen Karriere, die mit je vier Grammys und Golden Globes sowie unzähligen Gold- und Platinauszeichnungen gekrönt wurde, ist das auch durchaus vertretbar. Doch nach seinem 2013er Intermezzo auf Daft Punks Album „Random Access Memories“ standen die Plattenfirmen wieder bei Moroder Schlange. Sony bekam den Zuschlag und akquirierte eine Großzahl hochkarätiger Musiker für „Déjà Vu“, das Comeback-Album des Südtirolers. Darunter auch Kylie Minogue, mit der der 75-jährige Produzent Anfang 2015 „Right Here, Right Now“, die erste Vorab-Single, veröffentlichte.

Während sich Moroder bei der etwas unauffälligen, aber gefälligen Lead-Single noch an einem Brückenschlag zum aktuellen Elektro versucht und nur hier und da ein paar Retro-Synthies verteilt, entspricht die zweite Single-Auskopplung „Déjà Vu“ schon mehr dem Kaliber an Song, der auf dem gleichnamigen Longplayer zu finden ist. Denn bereits mit dem ersten Ton des Titeltracks zündet Moroder die Nostalgie-Bombe. Doch noch ehe man sich in einem anderen Jahrzehnt wägt, erklingt Sias markante Stimme, die vor allem die Bridge der etwas kitschigen Disco-Pop-Nummer zu einem Freudenfest macht. Stimmlich beeindruckt vor allem Mikky Ekko ähnlich stark. In den Strophen und der Bridge von „Don’t Let Go“ liefert Ekko eine phänomenale Gesangsleistung, kann sich im Refrain aber kaum steigern, weil der Song das leider nicht hergibt.

Den offensichtlichsten Hit des Albums besingt aber Foxes, die bereits auf Zedds Debütalbum den Grammy-gekrönten Titeltrack „Clarity“ eingesungen hat. „Wildstar“ beginnt zunächst relativ ruhig mit Streichern, ehe Foxes Gesang einsetzt und auch Moroder etwas aus dem Knick kommt. Zwar ist „Wildstar“ mit Sicherheit nicht die beste Produktion des Albums, aber gerade das gibt Foxes Raum zu glänzen. Ihre Stimme ist äußerst präsent und fesselt vom ersten Ton an.

Wesentlich ausgefallener ist das Instrumental von „Back And Forth“ mit seiner einprägsamen 80er Jahre-Hook und Kelis‚ energetischem Gesang, der bis zum Ende nicht abreißen will. Mit „I Do This For You“ folgt ein weiterer sehr energiegeladener, aber weniger stimmungsvoller Track. Die Nummer klingt sehr modern und ist durch die Mischung aus sehr schnellem Instrumental und langsamen Gesang sehr spannungsgeladen. Für „I Do This For You“ zeichnet sich die schwedischen Newcomerin Marlene verantwortlich, die den Song bereits im Mai 2014 auf ihrer ersten EP veröffentlichte und mit der Überarbeitung durch Moroder einen Fuß in der Tür zum internationalen Musikgeschäft gesetzt hat.

Die Mission ist also geglückt. Giorgio Moroder versteht es auch drei Jahrzehnte nach seinem letzten Album mitreißende, eingängige Songs zu produzieren. Durch die teils etwas angestaubt anmutende Produktion heben sich fast alle Albumtitel vom aktuellen Musiktrend ab und wirken gerade deswegen erstaunlich frisch und innovativ. „Déjà Vu“ darf getrost als ein sehr gelungenes Mehrgenerationen-Album bezeichnet werden. Die Synergien, die sich aus der Zusammenarbeit der aktuellen Musikgrößen mit dem Vaters des Disco- und Elektrogenres entstehen, überzeugen bis auf wenige Ausnahmen allesamt. Lediglich Charli XCX‘ und Britney Spears‚ Beiträge leisten keinen musikalischen Mehrwehrt, dürften aber wenigstens gerade die jüngere Generation der Musikhörer auf das Album aufmerksam machen, dessen Singles bisher leider auf viel zu wenig Resonanz stießen.

Giorgio Moroder - Déjà Vu

Déjà Vu
VÖ: 12.06.2015
RCA Records (Sony Music)

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